Ich rede gerne in Bildern, weil die Probleme damit meistens verständlicher werden.

Ich glaube, man kann viel darüber fachsimpeln, warum man von einer bestimmten Sucht nicht loskommt, obwohl man selbst schon erkannt hat, wie sehr sie einen gefährdet. Klar kann man auch einen schwachen Willen als Grund dafür nennen, aber das finde ich nicht gerechtfertigt, weil du in einer Ausnahmesituation bist, Liv, die Sucht hat ihre Ketten um deinen Kopf und dein Herz gelegt und lässt dich nicht mehr gehen. Ein Grund dafür könnte sein, dass du einfach noch nicht die richtigen Möglichkeiten für dich gefunden hast, um dein Verlangen nach Schmerz, deine Aggressionen oder welche Gefühle du auch immer verspürst, in andere Bahnen umzulenken. Es gibt unendlich viele Verhaltensmethoden, um dem SvV-Druck zu widerstehen und viele von denen kann man einfach nur in die Tonne hauen, sobald man psychisch wieder ein bisschen instabil wird. Die Suche nach dem richtigen Weg dauert lange, sehr lange. Ich kenne dich und deine Situation nicht, Liv, aber ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht noch nicht das gefunden hast, wofür es sich zu 100% lohnt, gegen das SvV anzukämpfen. Dass du dich selbst möglicherweise noch nicht mit all deinen "Fehlern" akzeptiert hast und dass du seelisch einfach noch nicht gefestigt genug bist, sodass du in komplizierten Situationen wieder voll ins SvV zurück gepfeffert wirst.
Es kann schon sein, dass du morgens aufwachst und ein totales Schlüsselerlebnis hast, durch das du dann plötzlich ritzfrei bist. Vielleicht funktioniert bei manchen auch der Cold Turkey - von einem auf den anderen Tag aufhören damit, aber das ist wohl äußerst selten.
Du bist auf jeden Fall keine Idiotin, Liv, glaube mir. Und ich glaube auch nicht, dass du irgendwas falsch machst. Ich drücke dir sehr fest die Daumen und hoffe für dich, dass du den Absprung auch noch schaffen kannst - denn du bist ein toller und liebenswerter Mensch.
