Hut ab, dass du das alles so klasse gemeistert hast! Ich glaube, es war auch eine gute Idee, deine Lehrerin mit zu dem Gespräch mit deiner Mutter zu nehmen. Denn sie ist eine objektive und erwachsene Person, die deiner Mama Halt geben konnte.
Ich verletze mich nicht mehr selbst, allerdings gab es auch während der SvV-freien Zeit zwei Ausrutscher. Die habe ich meiner Mutter sofort "gebeichtet", weil ich mich einfach nicht wieder in ein Lügennetz verstricken wollte und ich es befreiend fand, diese große Last nicht mehr mit mir allein rumschleppen zu müssen. Aber das waren bei mir eben auch Ausnahmen. Wenn du dich noch sehr regelmäßig selbst verletzt, würde ich davon absehen, deine Mama immer direkt einzuweihen. Ich glaube, für eine Mutter ist das mehr als schmerzhaft, wenn sie fast jeden Tag die frischen Wunden ihrer Tochter sehen muss. Aber wenn du meinst, deine Mama hält das aus und wenn du dich dadurch erleichterter fühlst, dann spricht auch nichts dagegen, ihr davon zu erzählen.
Zum Thema Psychiatrie möchte ich mich nochmal äußern, da wir ja, glaube ich, im gleichen Alter sind und ich auch schon in einer Kinder - und Jugendpsychiatrie war. Es gibt wirklich viele Schauergeschichten über Psychiatrien. Leere Blicke, weiße Kittel, kalt-grüne Wände, ans Bett gefesselte Patienten ... Ich glaube, so etwas gibt es auch, aber eher weniger in Jugendpsychiatrien. Als ich mir meine damalige Station angesehen habe, war ich mehr als überrascht davon. Alles wirkte sehr gemütlich, sehr wohnlich, gar nicht krankenhausmäßig. Die Zimmer waren groß und freundlich, die Wände im Flur waren mit Bildern von Patienten geschmückt, der Tagesraum war in den Flur integriert, zusammen mit der offenen Küche. Und dann gab es noch den Fernsehraum. Den Hof mit einem Spielplatz und Basketballfeld haben wir mit einer anderen Station gemeinschaftlich genutzt. Als ich dann richtig dort eingezogen bin, habe ich mich bald richtig wohl gefühlt. Mir haben die Therapien viel geholfen und es hat mir richtig gut getan, ständig von Gleichaltrigen umgeben zu sein. Ich habe also sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Das kann man aber nicht generell sagen, weil es auch darauf ankommt, wie die Mitpatienten so drauf sind. Meistens ist es so, dass man mit den ADHS-Patienten eher schlechter auskommt, weil sie so zappelig und unruhig sind. Das kann man also vorher nicht sagen, welche Mitpatienten man "erwischt". Außerdem war ich auf der offenen Station, das heißt, ich hatte mehr Freiräume. Wir hatten bspw. Stadtausgang ohne Aufsicht, konnten regelmäßig Besuch empfangen und die Türen waren immer geöffnet. Dann gab es noch die Notfallstation, das war die geschlossene Station. Auch dort ist es nicht wie im Gefängnis, aber vor allem am Anfang kann man nicht so häufig Besuch kriegen und man hat weniger Stadtausgang. Auf der Notfallstation sind meistens Suizidgefährdete, Drogenabhängige oder manchmal auch geistig behinderte Menschen. Auf der offenen Station sind dann meist eher die SvVler, Essgestörten, Patienten mit ADHS oder Zwangsstörungen usw. Auf der offenen Station konnte man die Therapie auch jederzeit abbrechen, wenn man nicht mehr konnte. So war das jedenfalls bei mir. Vielleicht hat die Jugendpsychiatrie bei dir ja ein anderes Konzept, eine andere Aufteilung etc. Fakt ist: Egal, wo du hin kommst, egal auf welcher Station du bist - es ist nicht wie im Gefängnis. Niemand wird dich dort festhalten, zu irgendwas zwingen usw.!
Ich hoffe, ich konnte dir deine Angst jetzt ein bisschen nehmen.