Hey,
nachdem ich mich etwas länger im Internet und Ratgebern über Depressionen schlau gemacht habe, ist, so wie es scheint, eine Depression von einer länger anhaltenden "Traurigkeitsphase" nicht so leicht abgrenzbar und auch nicht definiert, aber das ist ja bei psychologischen Themen oft der Fall.
Nun zu meiner Lage:
Seit Februar 2013, genauer gesagt den Faschingsferien, hat sich meine Gefühlslage stark verändert. Das hört sich jetzt harmlos an, aber in Stresssituationen, z.B. Streit mit meiner Mutter(zu ihr komme ich später noch), schulischen Problemen, etc. verliere ich leichter die Fassung.
Ich bin eigentlich ein Mensch, der seine Gefühle stark verbirgt, das war schon in der Kindheit so.
Deshalb habe ich mir auch keine Sympathiepunkte in meiner Familie geholt (bestehend aus meiner Mutter, meinem Vater, zwei großen Schwestern, einer kleinen Schwester und einen kleinen Bruder). Da ich schon früh meinen ersten Freund hatte (mit 13) und meiner älteste Schwester mich sehr damit aufgezogen hat, obwohl es schon etwas Ernstes war, habe ich ab da Angelegenheiten mit mir selbst geregelt und Probleme nicht mit meiner Familie besprochen.
Seit Anfang 2013 aber neige ich zu Gefühlsausbrüchen, zwar auch nur, wenn ich alleine bin, aber es ist ziemlich extrem geworden. Ich fange einfach an, zu weinen, wenn meine Mutter mich zusammenschimpft, liege dann 1-2 Stunden im Bett und komme langsam in diesen "Verzweiflungsstrudel"; d.h. ich denke an immer schlimmere Sachen, die passieren könnten. Ich dachte dann, dass sich mein Zustand bessert, wenn die Schule wieder beginnt (ja, ich freute mich sogar darauf) , wegen der Ablenkung durch Abgabetermine von Arbeiten, dem allgemeinen Schulstress eben. Es wurde aber schlimmer, auch wenn ich durchschnittliche Leistungen hatte. Es kommt oft vor, dass ich in der Schule sitze und mir vorstelle, wie es an der Tür klopft, alle "Ja?" sagen, die Mutter meines Freundes hereinkommt und mich herausbittet, um mir unter Tränen zu erklären, dass ich meinen Freund durch einen tödlichen Unfall soeben verloren habe.
Mein Freund und ich (wir sind beide 16 J.) sind sehr glücklich miteinander und seit knapp 1 Jahr zusammen. Wir streiten uns fast nie, und er ist nicht irgendeine Jugendliebe. Früher dachte ich, Liebe sei von Erwachsenen gespielt, und durch ihn habe ich erfahren, dass es das wirklich gibt. Ich habe nie Probleme mit ihm und er ist das Wichtigste für mich. Er ist der liebevollste und ehrlichste Mensch, den ich kenne. Wenn wir zusammen sind, bin ich sehr glücklich und denke nicht an meine Probleme.
Trotzdem passiert es ständig, dass ich, wenn meine Eltern mich von ihm abholen, nachhause in mein Zimmer gehe und total weine, so als hätte ich ihn nun verloren. Ich weine auch nicht vor Glück, dass ich so einen wundervollen Freund habe, sondern es überkommt mich urplötzlich eine so unfassbare Traurigkeit, dass ich nicht aufhören kann, mich zusammenzurollen und zu weinen.
Es ist so, als wäre er die Lösung meiner Probleme, ich vergesse das alles wenn ich mit ihm zusammen bin, sobald ich aber ins Auto steige, kommt wieder dieses Gefühl, als ob ich ihn nie wieder sehen würde, als ob wir gerade unsere Beziehung beendet hätten.Und das, obwohl ich weiß, dass ich genauso alles für ihn bin wie er für mich.
Oft habe ich auch Panikzustände, in völlig irrelevanten Situationen, wie, wenn ich in der Schule aufgerufen werde, wenn ich einkaufen gehe. Auch während ich diesen Beitrag gerade schreibe, ist mir total heiß. Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, anzufangen, zu schreiben. Was ist mit mir los?
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Nun zu meiner Mutter:
Ich habe das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Und das fällt nicht nur mir auf. Als meine Schwester(2 Jahre älter) und ich letztens Geschirr spülen sollten, ging es darum, wer spült, denn das hassen wir beide. Am Tag zuvor habe ich gespült, zwar nur eine halbe Stunde und sie hat das Geschirr abgetrocknet, aber nur weil sie so lange mit einem Typen telefoniert hat.
Ich frage sie also, ob sie spült, sie sagt einfach nein. Das war schon so eine Situation, in der ich mich so elendig schwach gefühlt habe. Ich sage ihr, dass ich nicht spüle, weil cih es tags zuvor gemacht habe. Sie geht einfach in ihr Zimmer und chillt in ihrem Bett.
Meine Mutter kommt nachhause und flippt erstmal total aus, dass wir nicht abgespült haben, und weil mein eSChwester in ihrem Zimmer und ich im Wohnzimmer war, war ich zuerst mal das Opfer ihrer Wut. Sie sagt sofort, wenn wir nicht im Haushalt helfen, gibt es Telefon und Laptopverbot. Ich versuche ihr zu erklären, wieso wir noch nicht angefangen haben und sie fällt mir ins Wort und hört mir kein bisschen zu. Ich werde lauter, sie schlägt mir auf den Mund, ich fange an, zu weinen, was mir vor ihr richtig peinlich war. Ich finde, sie zeigt damit, wie sehr sie mich verachtet, nicht, wer in einer Mutter-Tochter-Beziehung "das Sagen hat". Ich streite ncoh mit ihr weiter, weil sie einfach nicht einsieht, dass ich nicht allein daran schuld bin und bekomme auch noch Hausarrest. Meine Schwester wird danach schön ins Schwimmbad kutschiert.
Solche Sachen machen mich einfach so runter. Ich weiß, dass sie mich sehr hasst. Nach dem Vorfall, hab ich meine Hand total zerkratzt, weil es einfach von meinem inneren Schmerz ablenkt. Ich will nicht so ein Psycho sein, der sich selbst verletzt, trotzdem hat es mir gut getan. Das hab ich im März auch schon einmal gemacht und da hat es auch geklappt.
Im Übrigen bin cih meinem Vater sehr ähnlich. Ich befürchte, dass er unter Depressionen leidet, und weil es mir so leid tut, kann ich nicht mit ihm über solche Angelegen sprechen. Ichhabe es etliche Male versucht, Worte zurecht gelegt, aber schon bei "Papa.." hatte ich einen Kloß im Hals und ich bin verschwunden und habe es mit mir selbst geklärt. Er hat im Alter von 6 Jahren miterlebt, wie sein kleiner Bruder vom Traktor überrollt wurde, ein anderer Bruder ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen und sein Vater ist vor 2 Jahren an Krebs verstorben. Er tut mir so unfassbar leid. Ich weiß, er ist mein Vater und er sollte mir nicht leid tun, aber er hat schon sehr, sehr viel durchgemacht. Zu der Sache mit dem Traktorunfall: Als wir einmal allein daheim waren, habe ich ihn danach gefragt und er hat mir anvertraut, dass er glaubt, dass er deswegen so gefühlskalt ist. Das hat mir sehr viel bedeutet.
Ich wollte mich schon so oft ihm anvertrauen, aber er muss so viel arbeiten und ich will ihm nicht noch mehr Probleme bereiten. Es geht ihm, glaube ich, seelisch sehr schlecht.
Ich habe nicht viele Freunde, genau genommen 2 wahre Freunde. Sie wohnen unter uns, ein Pärchen und 20 Jahre alt. Den Altersunterschied bemerkt man aber nicht. Sie sind die fantastischsten Freunde überhaupt. Ich könnte ihnen alles sagen, aber ich kann einfach nicht DARÜBER sprechen. Zwar wissen sie das alles mit meiner Mutter, sie wissen eigentlich alles über mich, auch , dass es mir schlecht geht und ich oft weine. Ich habe meiner Freundin auch schon das Ergebnis eines Online- Depressionstests geschickt (GEHEN SIE SOFORT ZU EINEM PSYCHOLOGISCHEN BERATER, bla bla) und sie hat gemeint, ich solle es nicht zu ernst nehmen, weil es ja kein professioneller Test ist. Ich möchte die beiden auch nicht unnötig belasten, sie leben beide in "Patchwork-Familien" und der Vater meiner besten Freundin ist vor einem Jahr ums Leben gekommen. Trotzdem sind sie neben meinem Freund, der meine Traurigkeitsphasen nicht zu ernst nimmt, meine engsten Vertrauten.
Mit meiner Familie kann ich dieses Thema nicht besprechen. Wirklich gar nicht. Mei6ner Mutter denkt offenbar, ich stecke in einer pubertären Phase. Das stimmt defintiv nicht. Ich fühle mich öfters älter als 16, vielleicht auch,weil ich mit meiner 2 Jahre älteren Schwester in derselben Klasse bin und meine Freunde auch schon so alt sind. Auch 2 meine Freunde haben mal erwähnt, ich käme ihnen älter vor. Meine Mutter nimmt mich nicht ernst, will meine Phasen, in denen ich wie eine Mumie, total blass und verheult rumlaufe, auch Streits mit meinem Freund schieben. Ich streite mich wirklich NIE mit ihm!! Ich rege mich immer so extrem über sie auf, dabei ist sie meine Mutter. Ich habe aber mitbekommen, dass es echt nicht normal ist, wie mit mir umgeht. Die Mutter meines Freundes und die, meiner besten Freundin sind so nett und auch liebevoll, sie lassen ihren Kindern ganz normal ihren Freiraum, unterstützen sie aber auch und machen sie nicht runter.
Was die Zukunft betrifft: mein Traumjob ist Grundschullehrerin. Das mag vor allem daran liegen, dass ich finde, dass manche Eltern ihre Kinder nicht gut behandeln, obwohl sie bei jungen Kindern eine sehr große Verantwortung tragen. Ich finde, Kinder sollten in der Schule vor allem in jungen Jahren einen Halt verspüren, und wenn sie den nicht durch ihre Eltern bekommen, dann eben durch Lehrer, denn in der Grundschule sind die Lehrer ja starke Bezugspersonen für Kinder. ich bekommen täglich mit, wie meine Mutter meinen kleinen Geschwister irgendwie nicht altersgerecht behandelt, sondern wie uns große Schwestern. Mein Bruder drückt sich aber für sein Alter sehr gewählt aus. Meine Mutter aber hat mir schon so oft gesagt, dass das ein unpassender Job für mich ist, so wie ich mit Menschen umgehe ( Aber wie gesagt, ich bin sehr unsensibel).
Mein Selbstbewusstsein ist dementsprechend nicht sehr hoch..
Außerdem habe ich Angst, das alles nicht hinzukriegen, Job, ein geregeltes Leben usw.
Zurzeit fühle ich mich sehr schwach, für Wäsche aufhängen habe ich heute 1 1/4 Stunden gebraucht, weil cih mich immer wieder hingesetzt habe, um durchzuatmen.
Ich denke furchtbar viel nach, kann nicht aufhören, auch wenn ich es will.
Laut Fachleuten ist das Schwäche-, Depressionsgefühl bei Betroffenen am Morgen am Schlimmsten, bei mir ist es aber abends viel extremer. Ich weine fast jeden Abend, und kann nicht schlafen. Wenn ich einfach einschlafen würde, wäre es viel einfacher, aber es hört einfach nicht auf. Ich denke nach und denke nach, über schreckliche Dinge, die passiert sind und passieren können, darüber, was ich falsch mache, sodass meine Mutter mich so hasst, über meinen Vater, über meinen Freund, über meine besten Freunde, über die Schule, über den Tod, darüber, dass ich aus dieser Lage nicht alleine rauskomme, weil ich Angst habe, mich jemandem anzuvertrauen.
Ich hoffe, irgendjemand hat sich diesen Text durchgelesen und kann mir einen Rat geben. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Es ist auch kein schlimmes Ereignis passiert, das ich verarbeiten muss.
Geht es euch vielleicht auch so?