Nüchtern mit mir selber leben ist ziemlich schwierig. Selbst- und Realitätswahrnehmung
funktionieren seit Jahren nicht mehr.
Meine völlig überzogenen Erwartungen an andere werden natürlich ständig enttäuscht.
Wenn ich nicht im Mittelpunkt stehe oder es nicht nach meinem Kopf und meinem Plan
geht reagiere ich ziemlich sauer.
Ich habe 47 Jahre lang in meinem eigenen Ego-Kosmos nur um mich selbst und die
möglichst prompte und umfassende Befriedigung meiner Bedürfnisse gekreist.
Kein Wunder das ich außer meiner Schwester und meiner Nichte in Spanien niemanden
habe.
Von der Gefühlspalette fehlt mir ein wichtiges Stück. Angst und Hass das ist da aber
Liebe,Trauer und Mitgefühl für andere sind nicht vorhanden und für mich völlig
abstrakt.
Sozial bin ich nie gewesen sondern immer erst auf meinen Vorteil.
Das man z.B. Dinge teilt habe ich nie gelernt.
Meine Mutter ist seit 6 Jahren tot aber an das Alleinsein ist immer noch schrecklich
für mich.
40 Jahre lang war ich nie länger als höchstens mal 2 Wochen alleine.
Da war die dominante Mama die alles für mich geregelt und mir jeden Stein aus dem
Weg geräumt hat. Für mich war das ganz selbstverständlich das bestimmt wird
was ich zu tun und zu denken habe.
Keine Verantwortung und keine unangenehmen Arbeiten sehr bequem.
Ich habe keine eigene Identität vor lauter Anpassung aus dem Bedürfniss bloß zu
gefallen und geliebt zu werden.
Außer an meinen Katzen kein echtes Interesse an gar nichts.
Menschen machen mir Angst deshalb vermeide ich den Kontakt nach außen möglichst.
Kommunikation mit anderen ist für mich sehr schwierig.
Außer über mich und meine Probleme und über meine Katzen kann ich über nichts reden.
Das, meine Neigung zu klammern und meine wahnsinnige Eifersucht schlagen
auch die Geduldigsten bald in die Flucht.
Mit dem Alkohol wollte ich Leere und Einsamkeit betäuben.
Ob ich es mit Ende 40 noch schaffe mein Leben zu ändern ?
Wenn nicht wartet wenn meine Schwester, sie ist Mitte 60, mal nicht mehr lebt wirklich die
absolute Einsamkeit. Das macht mir Angst.
Genauso wie Veränderungen die versetzen mich regelrecht in Panik.
Aber in kleinen Schrittchen, leider merke ich immer wieder wie wenig belastbar ich bin und
wie schnell ich an meine Grenzen stoße, werde ich das mit der Zeit
hinkriegen.