Hallo Pinkychen. Wie ich im "Stimmung"-Thread schonmal schrieb, erneut ein herzliches Willkommen im Forum.

Du leidest unter einer Co-Abhängigkeit, was sich leider als Partner eines Süchtigen nicht vermeiden lässt. Man versucht die Dinge zu leugnen, zu verstehen, wegzusehen, helfen zu wollen oder in den düstersten Momenten einfach nur schreien zu wollen. Ich kenne dieses Gefühl. Wenn es ernst wird und man dem Malstrom nicht entkommt, der den Partner bereits mit sich gerissen hat.
Ich habe eine Beziehung beenden "müssen", weil meine Ex-Freundin eine Alkoholsucht hatte, phasenweise nur aus Lust am Streiten nach Streit suchte und sich unmöglich benahm. "Ich kann jederzeit aufhören!" und "Ich habe die Kontrolle - davon werde ich nicht süchtig.", sind vielleicht Sätze, die du bereits kennst. Irgendwann ging es einfach nicht mehr. Ich konnte und wollte diesen Horror nicht mehr mit machen. Und sie wollte das Problem gar nicht als Problem erkennen.
Man muss keine Fachkenntnisse zu illegalen Stoffen gesammelt haben, um zu wissen: Koks macht süchtig. Ebenso wie Heroin. Bei einer Tagung zu Crystal Meth habe ich Einiges über Heroin erfahren und - was ich wichtig finde - dass betroffene Familienangehörige und Partner teilweise viel mehr darunter leiden, wie sich ihre Liebsten mit Drogen vollkommen vernichten. An der Stelle tut es mir sehr Leid, dass dich das so fertig macht, aber es gibt eine Sicht auf Besserung, wenn er den Entzug wirklich schafft.
Methadon ist (leider) durch die ähnliche Symptomatik das effektivste Mittel gegen Heroin. Schade, dass dein Freund offenbar mittendrin in dem Sumpf steckt. Heroin und Koks sind schon härtere Einstiegsmittel und solange ihm nicht klar wird, dass er auch von Koks süchtig werden kann, ist die Hilfe in Sachen "Entzug" vergebens. Er muss das unbedingt für sich allein machen. Nicht, weil ihn jemand dort hinschickt oder er es für jemand anderen macht. Solange er es nicht einsieht, wirkt keine Intervention und er wird ganz sicher auch rückfällig.
Was mich aber noch mehr beunruhigt ist, dass du seine Sucht bereits so sehr zum Teil deines Lebens machst, dass es dir schadet. Bitte bleib stark und geh' nicht kaputt daran. Auf deine Frage kann ich also nur antworten: Es ist vollkommen legitim, dass die Gefühle bei so einer Sache abkühlen. Das ist eine dieser berühmten Beziehungskrisen. Wenn du aber spürst, dass es dich zerreißt und dein Gemüt die schwere Last kaum aushält, die dein Freund mit in die Beziehung trägt, musst du wirklich die Reißleine ziehen und dich selbst schützen... Solang' ist es okay ihm beizustehen und bei jedem Schritt nach vorn zu unterstützen.
Aber seine Einstellung (besonders Koks gegenüber, "dass ja nicht süchtig macht") ist keine Hürde, die du nehmen musst! Es liegt dir jederzeit frei, ihm zu symbolisieren, dass es so nicht mit euch weitergeht, wenn es so mit ihm weiter geht. Dazu kommt, dass es sehr wichtig ist, dass er weiß, wie sehr es dich belastet. Du leidest bestimmt furchtbar darunter (sonst wärst du vermutlich nicht hier). Für ihn ist das kein zusätzliches Problem, sondern ein Ansporn, mit dem Mist aufzuhören. Also sag es ihm bitte in einer ruhigen Minute.
Liebe Grüße
P.s.: Es ist immer wichtig zu wissen, dass man einen Ausweg hat. Im Notfall hast du den. Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis, die du nicht aus den Augen verlieren darfst. Denn wenn du nicht bereit bist im schlimmsten Fall los zu lassen, reißt er dich mit in die Tiefe.