
Nachdem ich mich entschlossen habe es mit einem Forum zu versuchen mit mir klar zu kommen will ich mal versuchen mich zu erklären.
Wer bin ich:
Familienvater (vier Kinder, 15, 16, 21 und 23, wobei die beiden großen ausgezogen sind) der es gewohnt war alles zu können und immer für jeden da zu sein. Die finanzielle Situation lasse ich mal außen vor, denn selbst das was über bleibt ist mehr als genug.
Mein "Untergang" begann am 23.07.2007.
Ich war mit meinem Motorrad (FJ1200) unterwegs von meinen Eltern zurück nach Hause. Sind nur 10 Km. Es war Sonntag, ich gut gelaunt und fuhr recht gemütlich über die Bundesstraße. Tja, ich muss wohl am Träumen gewesen sein, ich fuhr auf ein Auto auf das zum Abbiegen gehalten hatte.
dank an die guten Motorradsachen, es waren nur Knochenbrüche. Dafür aber reichlich. Die Ärzte taten ihr bestes und flickten mich wieder zusammen. Nach gut zwei Wochen wurde ich wieder wach. Es fehlen mir der Unfalltag sowie zwei Wochen danach. Alles einfach aus meinem Kopf gelöscht. Die Ärzte sagten das es eine normal Reaktion des Körpers sein. So blendet er die Schmerzen aus. Ist mir eigentlich auch egal warum, solange wie kein Schmerz.
So, ich wurde mit Medikamenten zugeschüttet um bloß keinen Schmerz zu haben. Na ja, ich sollte ein Fall für den Rollstuhl bleiben, dachten die. Aber damit wollte ich mich nicht abfinden und versuchte wirklich alles was möglich ist. Ergebnis: Ich kann wieder gehen und meinen Arm benutzen.
Trotz meiner Erfolge musste ich meinen Beruf und mein Geschäft aufgeben. Ich würde ein "Rentner" auf Zeit. Na ja, das sich das Ganze zu einem finanziellen Fiasko auswirkte war mir zu der Zeit noch nicht klar. Ich dachte mir das Deutschland mich nicht einfach so auf das Abstellgleis stellt. Falsch gedacht. Egal was ich versuchte, mir wurde gesagt dass ich mich mit meiner Situation abfinden muss. Ich bekam meine Schmerzmittel und ein paar Psychopharmaka um mich ruhig zu stellen.
Bei einer Routine - Untersuchung stellte man dann zwei Lungenemphyseme fest. So nicht zu behandeln, also noch ein paar zusätzliche Medikamente. Bei der nächsten ambulanten Routine - Untersuchung des Darms (50 Jahre, Standard) ging wieder was schief. Ich wurde zwei Tage später im Krankenhaus wach. Bei der Untersuchung wurden zwei Tumore gefunden die nicht ambulant entfernt werden konnten. Also wurde ich mit einem Rettungswagen ins nächste Krankenhaus verbracht wo ich das Operiert wurde. Toll, aber nicht zu ändern. Es wurde aber alles entfernt so dass da wohl nichts mehr nachkommt. Hoffe ich auf jeden Fall. Nun ja, nach weiteren Operationen an den Armen sowie Beinen die nach dem Unfall noch nötig waren sitze ich nun hier und kann mich nur noch bedingt Bewegen. Leber und Nieren sind durch die ganzen Medikamente angegriffen und arbeiten nicht mehr vernünftig. Äußerlich ist so gut wie nichts zu sehen. Außer halt das ich von 90 Kg auf 55 Kg gekommen bin. Aus den Emphysemen ist eine COPD IV geworden. Also nicht genug dass ich mich wegen der Knochen kaum noch bewegen kann, nein, jetzt kommt noch die Atemnot bei jeder kleinsten Anstrengung dazu.
Ein "Teufelskreis".
Bei der COPD soll man versuchen Sport zu machen um des Status Quo zu halten. Doch das ist mir nicht möglich da die Knochen nicht mit machen. Um die Knochen etwas mehr zu mobilisieren auch Sport, doch geht nicht wegen keine Luft. Liest sich sicher verwirrend, ist es auch.
Und wer das bis jetzt gelesen hat sieht sicher dass sich das Ganze auch gravierend auf meine Psyche auswirkt. Meine Familie versucht mich zu unterstützen wo es nur geht, doch habe ich ein ganz massives Problem mit Hilfe annehmen. Ich bin/war es gewohnt alles selber zu machen und zu regeln. Doch jetzt geht nichts mehr. Meine Frau die wirklich sehr verständnisvoll ist, sie Arbeitet als ambulante Palliativschwester, kommt auch nur schwer damit klar. Sie sagt zwar immer das wir es schon hinbekommen, doch sehe ich das ganze anders. Ich denke ich werde ihr nicht mehr gerecht. Weder das ich ihr Arbeiten im Haushalt abnehmen kann, noch in zwischenmenschlichen Belangen.
Da ich mittlerweile sehr hochdosiert Morphium und sechs andere Mittelchen nehmen um mir wenigstens etwas Lebensqualität zu erhalten bin ich nicht mehr der Mensch der ich einmal war.
Das Selbstwertgefühl ist nicht mehr vorhanden, ich meine allen nur noch zur Last zu fallen, Freunde melden sich nicht mehr bei mir, teils weil sie mit meinen Erkrankungen nicht klar kommen, teils weil ich sie vergrault habe. Suizid Gedanken kommen und gehen. Aber Gott sei Dank noch nicht sehr oft, so das ich denke das ich noch ohne Unterstützung damit klar komme.
Während ich das hier so schreibe stelle ich mir die Frage, warum mache ich das. Ich denke es ist einfach eine Art Hilferuf. Wie und ob ich überhaupt Hilfe bekommen oder annehmen kann weiß ich nicht. Ich denke es ist einfach mal wichtig das ich es jemanden Schreibe was sich so in meinem Kopf abspielt.
Keine Ahnung.
Oder es ist einfach nur ein Versuch Menschen kennen zu lernen die verstehen was ich meine Sagen will oder einfach nur mich so akzeptieren wie ich bin.
Nachtrag.
Seid dem 31 Mai 2013 hat der Rentenversicherung Bund die volle Erwerbsunfähigkeit ohne zeitliche Begrenzung, jedoch längstens bis zum 29 Mai 2029, bewilligt. Na da bin ich ja mal gespannt. Wenn die so optimistisch sind das ich bis 2029 Lebe sollte mich das doch eigentlich freuen. Doch leider schaut die Realität wohl doch anders aus.
