Dieser Text hier wird vermutlich sehr lang, weil ich noch gar nicht weiß, was ich alles schreiben soll, wo ich anfangen und wieder aufhören soll. Dafür bitte ich schon jetzt um Entschuldigung.
Vor …. Nun etwa 2,5 Jahren lernte ich einen Mann über das Internet kennen. Eigentlich wollte ich nichts von ihm und so führten wir über mehr als ein Jahr eine tolle virtuelle Freundschaft. Ich lernte ihn als offen und warmherzig und einfach einen tollen Freund kennen, wie ich noch nie einen hatte (aber das ist wieder eine andere Baustelle, die ich hier erst mal so wenig wie möglich auf machen möchte).
Irgendwann traf man sich dann doch, weil er das unbedingt wollte. Soweit ich das überhaupt beurteilen kann, wirkte er schon in dieser virtuellen Phase, die irgendwann auch durch Skype und Telefon ergänzt wurde, ziemlich „verschossen“ und auch ich war einfach neugierig. Es entwickelten sich Gefühle und obwohl das ganze schon aufgrund großer räumlicher Distanz usw. usf. unter keinem guten Stern stand, schwebten wir danach für einige Wochen auf Wolke 7.
Nach etwa 4-5 Monaten fing es damit an, dass er Treffen erst immer wieder verschob, dann absagte, sich immer weiter zurückzog. Wahrscheinlich hätte ich damals gehen sollen, ihn einfach machen lassen, damals hätte ich es vielleicht noch einfach so geschafft, auch wenn es auch da schon wehgetan hätte. Aber ich hab mir Sorgen gemacht, wollte wissen, was los ist.
Ich erfuhr es, nachdem dieses Verschieb-Spiel etwa weitere 2 Monate so gelaufen war (auch das hätte sich wohl schon kein „normaler“ Mensch so lange angeschaut). Er war (und ist selbstverständlich noch immer) depressiv (davon hatte ich vorher nie etwas gemerkt) und hatte wohl versucht, diese in Alkohol zu ertränken, woraus sich ein Alkohlproblem entwickelte (auch das habe ich nicht bemerkt, angeblich deshalb, weil es erst in der Zeit, in der es keine Treffen mehr gab, zum Problem wurde, aber auch da hätte ich es merken können, in seltsamen Situationen auf Skype oder am Telefon – sei’s drum. Was hätte mir diese Erkenntnis gebracht?). Er ging dann in den Entzug, blieb aber nur ganze zwei Wochen in der Klinik. Man ist ja ein ganzer Kerl und kriegt seine Probleme, die einen zum Saufen gebracht haben schon selbst wieder auf die Reihe. Dass er sich nach dem körperlichen Entzug erst mal überhaupt nicht weiterhelfen ließ, wusste ich auch lange nicht. Ich bekam nach seinem Klinik-Aufenthalt nur eine Mail von ihm, in der er einige seiner Probleme andeutete und mich bat, ihm Zeit zu geben, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das wollte ich auch tun, ich liebte ihn ja.
Darauf folgte ein weiteres halbes Jahr, mit eher schwierigem, rein virtuellem Kontakt. Es gab immer mehr Konflikte und Reibereien zwischen uns, ein Kontaktabbruch stand immer wieder im Raum, aber keiner von uns hat das fertig gebracht – ein Punkt, auf den ich vielleicht später noch mal zurück komme.
Im Mai diesen Jahres war er dann noch einmal hier, auf der Durchreise sozusagen, er hatte eine Dienstreise hierher zu machen, es war schön, wie zuvor und ich dachte „Ja, jetzt geht es wieder aufwärts.“ Aber ich hatte mich getäuscht, danach gab es ganz schnell wieder Stress und Streit und ausweichen von ihm.
Ich litt immer mehr unter dem wenigen Kontakt, entwickelte auch so eine Art „Helfersyndrom“, wollte unbedingt da sein und ihm helfen. Es hat lange gedauert, bis ich eingesehen habe, dass ich das nicht kann und er sich selbst Hilfe suchen muss. Das tat er auch, irgendwann in diesem Sommer. Genaueres weiß ich nicht, weil er erst jetzt nach und nach anfängt, überhaupt darüber zu sprechen.
Aber was aus unserer „Beziehung“ wohl werden wird? Es gibt schöne Momenten, die wir auch beide so empfinden, in denen er, wenn ich frage, was wohl mit uns wird, ob er mich noch liebt, wir uns vielleicht einmal wiedersehen, antwortet, dass er mich lieb hat, wir uns sicher wiedersehen und ich dem Schönen doch mal ein wenig Zeit lassen soll. Das ist ok, ich habe verstanden und akzeptiert, dass er im Moment eben Zeit für sich braucht. Anderentags aber hat er mich immer noch lieb, möchte auch immer noch Kontakt, schließt eine mögliche erneute Beziehung aber kategorisch aus.
Und da sind wir wieder bei meinem Problem: ich liebe ihn noch und sollte mich deshalb wohl nicht auf freundschaftlichen Kontakt einlassen, weil ich auch merke, dass es mich kaputt macht. Aber ich kann auch nicht loslassen, zum einen, weil es ja immer wieder (und in letzter Zeit wieder zunehmend) diese schönen Momente gibt, in denen Hoffnung aufkommt und er den Kontakt ja selbst unbedingt will. Dann frage ich mich, wie viel von diesem Gefühls Hin und Her dadurch bedingt ist, dass er auch im Moment viel durchmacht, im Rahmen seiner Therapie, eben selbst vielleicht noch gar nicht weiß, was er möchte. Und zu guter Letzt kommt dann noch die Tatsache, dass ich wohl einfach nicht loslassen kann. Freunde und Bekannte haben mir schon häufig empfohlen, das zu beenden, aber ich kann es nicht. In letzter Zeit höre ich immer wieder die Empfehlung mir deswegen selbst therapeutische Hilfe zu suchen (übrigens auch von ihm selbst, zusammen mit dem Kommentar „Ja, kenne ich.“, was wiederum vielleicht auch einen Teil der Probleme erklärt)…. Ich weiß es nicht genau.
Hat das alles noch Sinn? Sind diese Schwierigkeiten vielleicht wirklich nur durch seine Krankheit bedingt und lohnt sich das Kämpfen und Warten? Oder bin ich wirklich selbst krank und brauche Hilfe, um mich von ihm zu lösen? – Ich freu mich auf euren „Input“.

Übrigens mache ich mir vielleicht auch gerade ganz umsonst Gedanken oder zumindest die falschen. Im Moment befindet er sich nämlich mit seiner Therapiegruppe auf einer Art … „Selbstfindungstrip“. Wer weiß, ob er sich danach überhaupt noch mal meldet? Aber auch dann muss ich ja einen Weg für mich finden, damit umzugehen …
Schon mal danke.
neverever