Ich bin 23 und damit, würde ich mal selbst behaupten, nicht mehr ganz die pubertäre 16-jährige, aber eben auch noch nicht bei der 30-jährigen angekommen, wobei auch noch andere Dinge eine Rolle spielen, als nur mein Alter, aber sei’s drum. Er ist schon eine ganze Ecke älter – und damit eigentlich auch der „beziehungserfahrenere“, wenn du so willst, was man in unserem Kontakt derzeit aber ganz sicher nicht merkt.
Das mit dem Sinn und Unsinn ist es ja gerade: würde da nicht seine Erkrankung mit hinein spielen, wäre meine Antwort auf diese Frage wohl recht eindeutig. So aber verschieben sich nun einmal einige Dinge. Ich kann verstehen, dass er im Moment einfach jede Menge mit sich selbst zu tun hat und mit seinem Verhältnis zu mir vielleicht auch einfach gerade überfordert ist. Deswegen ist die Frage, die ich mir im Moment irgendwie stelle die, ob es sich wohl „lohnt“, einfach mal abzuwarten, was wohl seine Therapie noch so bringen mag, auch für mein Verhältnis zu ihm. Dabei ist mir selbstverständlich bewusst, dass ich mir dabei auch irgendwie `nen Wolf warten und einfach jede Menge (weitere) Lebenszeit „verschwenden“ könnte. Sollte es ihm dagegen gelingen, „sich zu bessern“, wie du das nennst und sollte es (auch) damit gelingen, dass wir irgendwann mal wieder dahin kommen, wo wir vor gut einem Jahr noch waren, wäre das zumindest etwas, worauf man für die Zukunft aufbauen kann. Ob das nun, ich übertreibe bewusst mal wieder ein wenig, für die Goldene Hochzeit reicht oder nicht, dass kann man ja eh nicht einfach mal so sagen. Das Problem ist viel mehr, ob sich nun wieder etwas ändern wird, ob Ursache für das, was im Moment so unrund läuft, wirklich seine Krankheit ist, oder inwieweit da vielleicht auch mit hinein spielt, dass sich nach den ersten paar Monaten Verliebtheit eben einfach herausgestellt hat, dass er so ein Mensch ist, wie er ist. Das ist das, was zu beurteilen, mir gerade so wahnsinnig schwer fällt. Aber nach dem Wenigen, was ich über seine Therapie und seine Probleme weiß, bin ich schon irgendwie geneigt zu sagen, dass der „richtige“ Mensch eigentlich der ist, den ich vor 2,5 Jahren mal kennengelernt habe, der aber gerade unter einem dicken Haufen Problemen mit sich selbst verschüttet liegt. Ob es das alles wirklich wert ist und sich das Warten lohnt … tja, das ist eben die Frage, da mir ja nichts und niemand auf der Welt eine Garantie dafür geben kann, dass seine Therapie (jedenfalls in diesem Zusammenhang) überhaupt irgendwas bewirkt.
Und was die Entschlossenheit betrifft, sich zu bessern, so glaube ich schon, dass er die hat. Sonst würde er sich jetzt (immer noch) nicht in einer Therapie befinden. Wiederum bleibt festzuhalten: Ende offen.
Einfach so, beim ersten – auch größeren – Problem zu gehen und einen anderen Menschen im Regen stehen zu lassen, ist nun mal eigentlich auch nicht meine Art.
Verstehst du mein Problem?