erschöpft hat geschrieben:Darf ich überhaupt behaupten ich wäre missbraucht worden, [...]
Menschen können, wenn sie etwas älter sind, die Ereignisse in Worte fassen und darüber sprechen. So wie du jetzt.
Damals, als das passiert ist, konntest du das nicht. Es war einfach eine Sache, die geschehen ist und als "normal" wahrgenommen wurde. Ebenso nehmen Kinder Gewalt in der Familie als verständlich wahr wenn es dazu kommt... Das sind alles Dinge, die Kinder/Jugendliche nicht am eigenen Leib erleben sollten und genau so ist es mit dir. Vielleicht hast du es damals nicht jederzeit als schlimm aufgefasst, aber nicht weil es Richtig gewesen ist, sondern weil dieser Erwachsene (wie eigentlich alle Erwachsene) die verdammte Pflicht hatte, sich an Werte und Regeln zu halten, kleine Kinder nicht sexuell zu bedrängen, aber sich nicht daran gehalten hat.
Kinder wissen es eben noch nicht besser und können die Situation noch nicht in Worte fassen oder (wenn diese Täter ganz raffiniert sind) gar nicht richtig als Fehlhandlungen einschätzen. Dafür sind Erwachsene eben zuständig, dass es zwar zur Aufklärung kommt, aber sie es nicht falsch vormachen.
Auf deine Frage zurück... Ja! Du darfst sagen, dass dir etwas Schlimmes passiert ist und dass du darunter leidest (sonst wärst du nicht hier) und dir mehr Gerechtigkeit wünschst. Du hast nichts falsch gemacht und ich sehe es viel zu oft, dass sich Opfer von solchen Situationen irgendwelche Schuld geben, die es nicht gibt. Du bist damit leider nicht die Einzige, aber hoffentlich kannst du dich eines Tages von dem Gedanken distanzieren, dass du irgendwas falsch gemacht hast (zu attraktiv ausgesehen, zu bereitwillig warst, ...). Denn das entspricht nicht der Wahrheit.
Es tut mir leid, was dir passiert ist und ich wünsche dir viel Kraft bei der Bewältigung der Vergangenheit.
