
Es freut mich, in einem Forum mal anonym schreiben zu können und eventuell von euch Antworten zu bekommen

Ich bin 22 Jahre alt, wohne in der Schweiz und habe die Matura vor 3 Jahren gemacht. Mein Leben war immer in Ordnung, ich hatte nie Probleme und alles schulische ging locker von der Hand. Ich hatte viele Freunde und war eine ausgelassene Person. Der Wendepunkt kam irgendwann gegen Ende des Gymnasiums. Meine Stimmung wurde zunehmends trüber und ich fing an, über Alles mögliche nachzudenken. Das ignorierte ich erstmals. Beziehungsweise gewöhnte ich mich daran, und mein soziales Netz begann langsam zu bröckeln. Ich merke zwar immer wieder, das mir andere helfen wollen, aber manchmal bin ich nicht erreichbar. So fing ich an Architektur zu studieren, was nun nach zwei Jahren aber nicht mehr klappte, beziehungsweise musste ich den Entwurfskurs wiederholen und bestand nicht. Mein Leben gleicht, seit diese Depressionen anfingen, einem Kampf. In der schlimmsten Zeit experimentierte ich mit Drogen. Ritalin, Aufputschmittel, Kaffee, Zigaretten und das Fläschchen Tramadol waren manchmal kleine Helfer. Mit Tramadol (synthetisches Opioid) konnte ich 10 Stunden abschalten und erlebte die besten Gefühle in diesem grauen Brei. Nun, ich will nun das Thema nicht zu fest auf Substanzen lenken.
Vor drei Wochen habe ich angefangen, Nanowissenschaften zu studieren, ein Fach welches mich schon immer interessierte. Ich habe Spass daran, mir bereitet die Materie Freude. Vorher war ich im Ausland, lernte eine Menge Menschen kennen und mir ging es wieder viel besser. Doch nun fängt der Kampf wieder an. Ich weiss es nicht, aber es hat mit den Anderen und mir zu tun. Ich fange wieder an, mir ständig Vorwürfe zu machen, und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich reagiere extrem sensibel auf die Reaktionen anderer Menschen und bin wieder dazu geneigt, alles negativ zu interpretieren. Das macht mir das Leben natürlich schwer, und ich möchte da möglichst schnell wieder raus.
Manchmal würde ich am liebsten weinen. Mein Leben fühlt sich manchmal so an, als würde ich durch die Hölle gehen, während andere Feste tanzen und das Leben geniessen. Ich befinde mich dann in einem Art Gefühlskäfig, der nur negative Gefühle zulässt. Es ist wie ein Fluch, der über mir lastet. Ich weiss nicht, woran es liegt, und ich hasse mich dafür. Ich hasse mich, weil ich genau weiss, wie ich so auf die Anderen wirke, wie asozial ich dann bin. Natürlich treffen mich dann Bemerkungen von Kollegen, welche das Thema auch nur mit ein bisschen Humor anschneiden, zutiefst ins Herz, weil ich weiss, dass ich nicht rauskann. Das ist eine richtige depressive Episode. Manchmal befürchte ich wahnsinnig zu werden, doch
meinen Verstand habe ich noch nie verloren, nie. Egal wie dunkel das Loch war, wie gross die Verzweiflung, ich war immer voll dabei und habe alles miterlebt. Die Hölle in allen Facetten. Manchmal scheint Alles so ausweglos, dass ich befürchte, den Verstand zu verlieren, doch das passierte noch nie.
Ich war einige Zeit bei einem Psychiater, und das hat sehr geholfen. Ich denke, ich werde jetzt wieder gehen ab und zu. Den letzten Funken Hoffnung habe ich nie verloren, sonst würde ich womöglich nicht hier schreiben. Ausserdem kann ich das meinem Umfeld nicht antun. Und manchmal erreicht ein diffuser Glanz von Licht mein Gemüt.
Was denkt ihr so dazu? Vielen Dank für eure Antworten.