Tendenz negativ (Ein wager Ausdruck meiner Gedanken)
Es ist mal wieder an der Zeit: Ich erstelle einen Problem-Thread. Tue ich vielleicht viel zu selten, deshalb ist es für mich gerade sehr ungewohnt. Mich überkommt, gerade in letzter Zeit, immer mal wieder das Gefühl, nicht besonders genug zu sein und nicht genug leisten zu können. Ich weiß, ich war immer diejenige, die fest davon überzeugt war, dass in jedem etwas ganz Besonderes steckt, auch in mir, gleichermaßen wie in anderen. Manchmal glaube ich, Unmögliches leisten zu müssen, um Anerkennung zu bekommen. Ein gewisses Maß an Anerkennung braucht jeder, das ist klar. Nur hatte ich Zweifel diesbezüglich eher selten im letzten Jahr, aber nun sind sie wieder hier. Ich bin in letzter Zeit introvertierter geworden, besonders auf Grund meiner Stufen(Klassen)Kameraden, die mir deutlich ihre Abneigung gegen mich zeigten. Ich kam ins Grübeln, ob dieses gesunde Gefühl des Selbstbewusstseins, was in mir war, vielleicht unberechtigt ist. Rein logisch gesehen ist es das nicht, das ist mir klar. Aber durch einige Ereignisse in der letzten Zeit, ist mein Selbstbewusstsein getrübt worden. Ich merke, wie viele kluge Menschen es gibt und wie viel Konkurrenz. Was nützt meine Stimme? Ich sehe, dass es Menschen gibt, die das, was eigentlich meine Spezialität ist, viel besser beherrschen als ich. Und das ist ja nur die eine Seite: Talente, Begabungen, Passionen....Aber warum auch, warum sollte mein Standard nicht gut sein? , so frage ich mich dann in einem lichten Moment. Es ist doch genau DAS, was ICH erreicht habe. Und das ist gut so. Dann aber denke ich, dass ich noch mehr hätte tun müssen, um noch besser zu sein. Nicht alles geben ist für mich schlimm geworden. Das war es früher nicht.
Ich habe oft das Gefühl, nicht das rauslassen zu können, was in mir ist. Es geht dann immer so, dass die Leute in meiner Stufe kaum mit mir reden und wenn, dann fragen sie mich Belangloses. Ich kann nicht zeigen, WER und WIE ich wirklich bin. Deshalb verkaufe ich mich sozusagen falsch, bekomme falsche Rückmeldungen und verfalle in Melancholie darüber. Das ist ein Kreislauf.
Ich hatte am Wochenende ein Gespräch. Da hieß es, dass man alle Menschen ab 60 abknallen sollte, da sie dem Staat nichts bringen. Ebenso Behinderte. Als ich das hörte, verfiel ich in lodernde Wut und befand mich alsbald auch in einer heftigen Diskussion. Ich muss immer wieder erkennen, wie die Menschen den Kreis der Natur verlassen. Wenn ich schon höre, dass "DER STAAT" seinen Nutzen aus den Menschen ziehen will, wird mir schlecht. Was ist denn der Staat? Im Staat leben WIR! Wir sind Menschen. Zählen nur Statistiken? Zählt denn das Individuum nicht?
Ich sah am Wochenende einen Mongoloiden. Durch ihn wurde das Gespräch überhaupt entfacht. Ich bekam zu hören, "dass diese Menschen keine rechte Existenzberechtigung haben, da sie dem Staat keinen Nutzen bringen und eh nicht geistig auf der Höhe sind." (Krass ausgedrückt) Das Interesse des Einzelnen geht also unter. "Und was ist mit den Menschen, die das Kind lieben? Was ist mit dem Behinderten selbst? Wusstest du, dass Mongoloide meist sehr fröhlich sind?" Ich bekam zu hören, dass wegen dieser Menschen der Staat verarmt.
Dann hab ich diese Tage, an denen ich mich frage, was aus der Menschheit geworden ist. Tendenz negativ, würde ich sagen. Wenn ich diese Phasen habe, fällt es mir schwerer als normal, mich dem System anzupassen. Ich denke über die Grundsätze der Natur nach und die Menschen an sich. Ich kann nicht leugnen, dass es auch mich betrifft. Ich lebe auch in dieser Welt, auch wenn ich mir meine eigene kreieren kann. Leider muss auch ich mich den Gegebenheiten anpassen. Und dann - nun kommt der Knüller - wenn ich all das zusammen nehme; meine Zweifel, die gelegentlich auftreten (an mir selbst), wohl auch ausgelöst durch die Problematik der Gesellschaft, und dann die Erkenntnisse über das System an sich und darüber, dass ich auch mal an einer Uni sitzen werde und Studentenfraß bekomme, machen mir recht traurige Minuten. Es ist ein stückweit die Frage nach dem Sinn, die sowieso niemand beantworten kann, doch erhofft man sich auch nicht die Antwort auf diese Frage, sondern eher sucht man mit einem Blick in die Zukunft etwas zu erkennen, für das es sich jetzt schon lohnt zu leben/kämpfen.
Es kann die Neugier sein, die einen ständig fröhlich macht, ebenso wie die Sehnsucht. Beides ist mir nicht fern, auch immer in mir. (Es gibt nur die Trübungen, oben genannte) Es kann ein bestimmtes Ziel sein, ein Traum oder auch ein Plan,(der eh nie eintritt, aber egal). Aber wenn das Gemüt von solchen Gedanken umgeben ist, dann will auf einmal alles, wenn auch nur für einen kurzen Moment, grau und trist erscheinen.
Und dass man sich mit Tagträumen über Wasser halten muss, ist das der Sinn? Dass man sich in Neurosen flüchtet, weil man die Realität nicht erträgt?
Ich finde nicht alles schrecklich, nein, im Gegenteil, ich bin auf irgendeine Art und Weise ein fröhlicher Mensch. Ich gewinne leicht Freude aus den kleinen Dingen. Dennoch sind auch diese Gedanken in mir, die hoffentlich nicht gewertet werden: "Die hatte aber zu viel Zeit zum Nachdenken..." oder "Wenn sie sonst keine Probleme hat..." Doch sind das oben genannte Sachen, die auch mal das fröhliche Gemüt betreffen, früher oder später.
Das ist ein Bruchteil dessen, was in mir ist. Ich werde vielleicht noch mehr schreiben und würde mich über Rückmeldungen, Tips und Ratschläge freuen.
Luna