Mittlerweile habe ich "Das Gottesspiel" von Kim Young-ha zu Ende gelesen. Mit etwa einhundertsechzig Seiten war es auch nur ein kurzes Intermezzo.
Auf dem Buch stand, dass er einen koreanischen Literaturpreis bekommen hat, bei jungen Leuten beliebt ist und Fans von Haruki Murakami das Buch gefallen wird.
Auch habe ich etwas von "Skandalroman" gelesen und da war ich auch gespannt, bin im Endeffekt dann aber doch enttäuscht worden.
Inhaltlich geht es um einen Mann, der eine Art "Telefonseelsorge" anbietet, aber eigentlich nur nach Menschen sucht, die lebensmüde sind, damit er ihnen beim Suizid assistieren kann. Anschließend macht er es sich zur Aufgabe, das Ableben dieser Mensch in Form einer Geschichte niederzuschreiben.
Ein bisschen abgedreht die Geschichte, aber ich sah dort durchaus viel Potential, auch wenn sich mir nicht erschließt, was daran skandalös sein soll, aber nun gut.
Ermüdend fand ich erst mal, dass der Autor den Hauptfiguren nur Buchstaben als Namen gab "C" und "K" und die Figuren nie richtig eingeführt wurden, man also erst beim Lesen merkte, wer wer ist und wie die beiden Figuren zusammengehörten. Außerdem gab es noch einen "Ich"-Erzähler, nämlich den Mann, den ich oben erwähnt hatte. Enttäuschend fand ich an dem Buch, dass es kaum darum geht, wie dieser Mann die Personen kennenlernte, sondern achtzig Prozent des Buches bestand aus der Interaktion zwischen "C" und dem ersten Opfer bzw. "K" und dem ersten Opfer. Das, worum es eigentlich gehen sollte, nämlich, warum und wie diese Menschen sich das Leben nehmen wollten, wird nur auf wenigen Seiten erwähnt. Neben dem ersten Opfer - dass der Ich-Erzähler ständig Judith nennt, in Anlehnung an ein Gemälde von Gustav Klimt - gibt es nur ein weiteres Opfer und das nimmt auch nur den schmalen Rest des Romans ein.
Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt, aber ich habe beim Lesen immer auf Spannung gewartet, die einfach nicht so richtig aufkommen wollte. Die Thematik fand ich total interessant und das Potential hätte auch sicher für vierhundert Seiten gereicht, aber für mich fehlte einfach zu viel in dem Roman. Er las sich eher wie ein Bericht. Mir fehlte es da an Emotionen und abgedrehten Szenen, bei denen ich mir denke: "Oh man, das ist verstörend".
Der Roman hatte eine einzige Szene, die ein Sensibelchen vielleicht als verstörend hätte werden können, aber das war es auch schon.
Ich habe noch einen weiteren Roman vom selben Autor, "Im Reich der Lichter", und dieser Roman ist auch länger und ich hoffe mal, dass er auch besser sein wird.
Die Beschreibung bei Amazon liest sich wie folgt:
Der nordkoreanische Spion Gi-yeong Kim wurde einfach von seiner Regierung vergessen – 20 Jahre lang. So hat er sich inzwischen ein modernes Leben in Seoul eingerichtet und sich völlig in die südkoreanische Gesellschaft integriert. Da erhält er überraschend eine E-Mail, in der er nach Pjöngjang zurückbeordert wird. Eine Aufforderung, die einem Todesurteil gleichkommt…
Ich bin gespannt. Da ich die Bücher beide für etwa je einen Euro bekommen habe, ist das kein großer Verlust und ich trauere auch nicht um die Lesezeit, weil ich Lesen immer angenehm finde, aber bei "Das Gottesspiel" habe ich mir einfach viel zu oft gedacht, dass da viel mehr Potential gewesen wäre.