Im großen und ganzen unterstützt mich mein Mann schon, nur kann er eben viele meiner Gedankengänge nicht nachvollziehen. Und ich habe tausende davon!!
Wenn ich nicht abends was zum Lesen mit ins Bett nehme, dann kann ich überhaupt nicht abschalten, so sehr rattert es in meinem Kopf.
Nur ist glaube ich mein Mann langsam auch an den Grenzen seiner Geduld angekommen.
Eigentlich wäre der Bereich Familie hier nochmal ein Thema extra für sich selbst.
Wir leben das Model Patchworkfamilie, mein Mann, Vater von zwei Jungs, beide zwar erwachsen, aber noch im Haus lebend, unsere gemeinsame Tochter und ich.
Die Mutter der Jungs ist in deren (somit auch unserem Leben) nicht mehr Existent. Der große von beiden hat nach der Trennung von Mutter und Vater direkt beim Vater gewohnt, der jüngere blieb bei der Mutter, mußte dann aber vor 4 Jahren auch zu uns ziehen, obwohl er das so eigentlich nicht wollte.
Er hatte von Anfang an mehr oder weniger Schwierigkeiten mit mir. Immer, wenn es anfing besser zu werden, hat einer gegen uns gearbeitet, meist die Mutter des Jungen, die mir unter anderem verbieten wollte zum Sport des Kindes zu gehen, obwohl der mich gefragt hatte. Oder sie hat versucht den Vater schlecht da stehen zu lassen. Aber, als sie dann keine Lust mehr hatte, waren wir natürlich die perfekte Lösung ihrer Probleme.
Da ich selbst Scheidungskind bin und auf Grund verschiedener Dinge aus der Kindheit ein sehr gutes Feingefühl habe, gab es sehr viele Situationen, wo ich wirklich mit dem jungen Mann mitfühlen konnte, wo er dankbar auch meinen Rat gesucht hat.
Ich kann wirklich behaupten, dass ich von meiner Seite zwar nicht alles richtig gemacht habe, aber alles versucht habe, was in meiner Macht steht um ihn zu unterstützen, sei es bei Schule, bei anderen Problemen, oder auch beim durchsetzen seiner Interessen beim Vater.
Da wir beide, wie schon erwähnt Schicht arbeiten und ich eben durch die gemeinsame Kleine mehr zu Hause bin, blieb und bleibt auch eben einiges der Erziehungsarbeit an mir hängen. Ich habe immer so gehandelt, wie ich es mir früher von meinen Eltern und meinem Stiefvater gewünscht hätte.
Der Große ist wirklich klasse, wir haben ein super Mütterlich-Freundschaftliches verhältnis, aber bei dem mittleren ging das wohl bündig in die Hose.
Nicht nur, dass ich mir sehr viel über seine Zukunft den Kopf zerbrochen habe, ich habe auch immer wieder den Vater mehr oder weniger animiert, mehr auf den Jungen ein zu gehen. Das hat dann einige Wochen funktioniert, dann wieder nicht mehr.
Er ging einfach zu sehr davon aus, das regelt sich alles wie bei dem Großen ein.
Aber so war es nicht. Leider fing der Sohn meines Mannes an mich immer mehr zu schickanieren.
Egal was ich gesagt habe, es war falsch. Er fing an zu provozieren und was für mich ganz schlimm war, massiv in die Erziehung unseres Kindes einzu greifen. Vorwiegend dann, wenn mein Mann ausser Haus war.
Ich weiß nicht wie oft ich mit meinem Mann darüber geredet habe, manchmal auch gestritten.
Der Junior hat sich dann sehr oft hin gestellt, das ich lügen würde und alles garnicht wahr wäre. Ich würde ihn raus ekeln wollen und der Vater solle sich genau überlegen, wem er denn glauben wolle.
Oft hat er sich später selbst verraten, dass er gelogen hat um mir eins aus zu wischen. Manchmal unter Druck zugegeben.
Selbst da hatte ich noch viel Verständnis für ihn. Die Umstände, unter denen er zu uns kam, waren bei weitem nicht optimal und am einfachsten ist es immer die Stiefmutter das spüren zu lassen, die Wut, die Hilflosigkeit.
Bei mir ging es da los mit den Schmerzen. Manchmal konnte ich Tage lang nicht richtig laufen, dann nicht greifen, dann den Arm nicht heben... Und das mit nem Lauffaulen Kleinkind.
Langsam aber sicher merkte ich, dass meine Nerven nun doch nicht mehr so belastbar sind, erst recht nicht für die Spirenzchen eines fast Erwachsenen.
Also habe ich verucht auf einer Ebene mit ihm zu reden. Ihm gleichzeitig verucht mut zu machen, aber eben auch auf meine Schwindenden Kräfte und Nerven hingewiesen und dass mich das nun langsam doch sehr belastet.
Ich glaube heute manchmal, das war der Startschuss für ihn.
Seit dem wurde es immer schlimmer, jede Schwäche die er Erkannte nutzte er gegen mich.
Selbst mein Kind veruchte er gegen mich ein zu setzen.
Wir haben dann eine Beratung mit anschliessenden Sitzungen bei einer Eltern-Jugend-Beratung angestrebt.
Diese hat der Junge nach 5 Sitzungen abgebrochen, vielleicht war es auch besser so.
So langsam kann ich nämlich das gedöns von wegen das arme verlassene Bubchen nicht mehr hören. Er hat sich jetzt 4 Jahre darauf ausgeruht, eben reicht es.
Ich habe dann für mich die Handbremse angezogen und mich mehr und mehr von ihm zurück gezogen und die Berantwortung meinem Mann überlassen, der sich aber doch sehr häufig wohl auch überfordert sah und nicht verstehen konnte, warum ich ihn dabei im Stich lasse und dann trotzdem noch so stark seelisch belastet bin.
Oft ist es so, die Kleine sitzt auf ihrem Teppich, spielt in aller Ruhe, dann kommt er dazu, stubst sie in die Seite, nimmt ihr etwas weg.... die Kleine versucht es dann, ganz so wie ich er ihr beigebracht habe erstmal mit reden. Bitte lass das, gib mir das wieder, hör auf... und irgendwann weiß sie sich dann auch nicht mehr anders zu helfen und haut dann auch mal. Dann erwartet er, dass ich mein Kind schimpfe, weil man ja nicht haut. Mache ich das nicht, bin ich wieder die Böse.
Das sind teilweise Dinge hier, die sind unglaublich.
Alleine das ist mitlerweile so eine Belastung, das hätte ich nie für möglich gehalten.
Aus heutiger Sicht würde ich mich nicht nochmal auf einen Mann mit 2 Kindern einlassen, nie wieder.
Heute leben wir weitgehend aneinander vorbei. Das paßt dem jungen Mann natürlich auch nicht.
Aber zumindest hat mein Mann jetzt eingesehen, dass es so nicht weiter geht.
Ich halte mich mitlerweile raus, aber alleine da würde ich mir gerne Hilfe holen, denn innerlich kann ich mcih oft nicht distanzieren. Ich mache mir sorgen, ob aus dem Jungen was wird, ob er die Kurve bekommt... Ich kann das einfach nicht abschalten.
Mein Mann hingegen ist einer, der eher Probleme aussitzt, als sie an zu packen und durch meine ständigen Schmerzen, den Stress mit dem Mittleren, die Situation mit meinem Vater schlägt sich das natürlich auch auf uns als Paar aus. Freizeit zu zweit.... Was ist das?
Wir haben oft ja nicht mal mehr Zeit intim zu werden. Ist die Kleine vielleicht mal bei der Oma (was jetzt nicht wirklich oft vorkommt) hängen uns die anderen beiden permanent auf der Pelle.
Wir können oft nicht mal in Ruhe auch nur ein Gespräch führen.
Die Kleine hat ihr Zimmer direkt neben unserem Schlafzimmer, durch das man durch muss um in ihres zu kommen. Dadurch kann man sich dort nicht einfach mal unterhalten, wenn sie im Bett ist.
Das Wohnzimmer ist offen und permanent kommt einer von den anderen beiden runter.
Ich habe schon mal um eine Ruhezeit gebeten, aber da schießt wieder der mittlere quer, der nicht einsieht, dass er an einem Abend im Monat zwischen 9 und 11 mal nicht in die Küche zu gehen braucht. Das kann man ja ihm nicht verbieten und schliesslich wäre das Wohnzimmer ja ein Gemeinschaftsraum.
Intimität fast nur noch nach Stundenplan.... Seit der Kiga streikt garnicht mehr möglich.
Zumal ich eine der Frauen bin, die unter Stress und Druck alles nur keine Lust auf Sex hat.
Das frustriert meinen Mann wiederum oft so sehr, dass er alles in Frage stellt.
Für ihn ist im Moment alles scheiße. Das es nicht toll ist, das glaube ich ihm, aber bin ich nicht diejenige mit den Schmerzen? Bin ich nicht die, deren Vater im KH liegt? Bin ich nicht die, die sich um Wohnung, Wäsche, Kind, Garten, Tiere, Haushalt, Essen, Einkauf kümmert und dazu noch halb arbeiten geht?
Bin ich nicht diejenige, die den Terror von seinem Sohn ertragen muss? Und den Terror von meinem Vater?
Und trotzdem sieht er vieles so, als wenn ihm das passieren würde.
Ja, er hat mir toll den Rücken frei gehalten, als ich so häufig im KH war und ich will wirklich nicht undankbar erscheinen.
Aber ich bin nicht der Typ, der sich hier hin setzt und jeden Tag am jammern ist, wie schlimm alles, wie weh alles tut, wie schlimm die Nebenwirkungen der Medis sind und und und.
Aber sobald ich mal ne Woche nicht über mein aktuelles befinden geredet habe, ist mein Mann der Meinung, dass alles wieder in Ordnung wäre... Das ist es nicht, das wird noch lange dauern.
Aber ich habe eigentlich schon den Wunsch, wieder auf die Beine zu kommen, ich war schon immer optimistisch.
Manchmal zieht es mich ganz doll runter und ich komme auf Ideen, wie, vielleicht hätte ich doch nie ein Kind bekommen sollen, oder eigentlich wäre meine Familie ohne mich besser dran.
Aber eigentlich will ich doch auch nur gehört werden, ich will, dass man gerade im Familäre Umfeld sieht, wie schwierig das manchmal ist und man sich gegenseitig unterstützt und nicht, dass ich immer die bin, die für alles und jeden Verständnis hat und auf jeden Rücksicht nimmt.
Ich glaube das ganze mit meinem Papa muss ich auch nochmal etwas entwirren.
Und ich habe schon aussortiert und bei einigem Nein gesagt, auf arbeit, im privaten Umfeld...
Aber ich muss sagen, gerade auf Arbeit ist es so, dass sie mir sehr viel entgegen gekommen sind, ich war ja dieses Jahr schon viel krank und mir wurden immer Möglichkeiten eingeräumt, alternative Arbeitsplätze angeboten, bis ich eben wieder an meinen Platz zurück konnte.
Ich habe auch die zusätzliche Schicht für nächste Woche abgelehnt und fühle mich damit überhaupt nicht schlecht.
Aber ich würde das in anderen Dingen eben auch gerne hin bekommen.
Gerade wenn das nervige Kind zum X-ten mal anruft ob ich ihn von irgendwo her abholen kann... Oder den Druck den ich mir selbst mache, ich muß ein warmes Essen bereit stellen, ich muss den Teppich wegen den Katzenhaaren meines Vaters Katze täglich saugen...
Ich fühle mich so durcheinander und bekomme einfach nicht mehr sortiert, was ist wichtig, was nicht, was muss ich wirklich, was nicht und wie stehe ich am besten zu mir.
Wie bekomme ich mich wieder in den Griff?
Sorry, ist schon wieder so lang geworden und das ist wieder nur ein Teil des Ganzen