Liebe veganfairy,
ganz lieben Dank für die wunderbaren Worte! Ich weiß garnicht so recht was ich da erwiedern soll...außer wie sehr es mich freut, dass du so denkst
Was mich ein wenig beunruhigt ist dein Hinweis auf "körperlichen Schmerz um seelischen zu übertönen". Nicht dass es mich wirklich wundert, so etwas von dir zu lesen (das passt leider sogar sehr gut zu dir und zu dem was du bisher über dich geschrieben hast), aber trotzdem gehen bei dem Thema - aus eigener Erfahrung - immer meine Alarmglocken an. Falls du dich selbst verletzt, dann pass dabei bitte gut auf dich auf! So paradox das auch klingen mag... Manchmal kann man nicht aufhören, aber zumindest darauf achten, dass es nicht überhand nimmt. Wenn du magst, kannst du auch gern darüber etwas mehr schreiben... ich hab ja keine Ahnung, was es für dich genau bedeutet oder wie genau du deine Worte überhaupt meintest... Aber ich weiß, dass es ganz schnell richtig fies werden kann, wenn man nicht aufpasst!
Ich würde mich so freuen, wenn du es ohne den ganzen Müll schaffst ... aber mir ist klar, dass das sehr schwer sein kann.
Weiß deine Therapeutin davon?
Wegen des Briefes: ich vermute, je länger du mit dem Schreiben wartest, desto unwahrscheinlicher wird es, dass du es doch noch machst... Aber das ist nur so geraten
Wie du auch schreibst, ich vermute dass es vielleicht schneller vorbei ist, wenn du einfach abwartest und versuchst die Geschichte hinter dir zu lassen. Kontakt aufzunehmen tut eventuell mehr weh, aber es hieße, dass du wirklich alles versucht hättest... Das ist eine unendlich schwierige Entscheidung, aber leider eine die du treffen musst. Selbst wenn du garnichts tust, ist das eine art Entscheidung in dem Fall, weil es hieße ihr nicht zu schreiben. Ich kann verstehen, dass dir das schwerfällt und dass du die Entscheidung so weit wie möglich aufschieben willst....aber denk daran, dass die Zeit trotzdem vergeht... Du schaffst das! Du wirst dich richtig entscheiden. Und selbst wenn es dir zunächst völlig falsch vorkommt, stellt es sich irgendwann vielleicht doch als richtig heraus. Man kann nicht jede Kausalität und jede Vermutung in die Überlegung mit einbeziehen, das ist unmöglich.
Du wirst wissen, was richtig ist und es machen. Daran glaub ich ganz fest . Und das schreib ich nicht, weil ich dich einfach beruhigen will, sondern weil ich nach allem, was du von dir erzählt hast, denke, dass du ein Mensch bist, der sehr genau versteht was los ist und auch andere Menschen sehr gut versteht und vielleicht manchmal einfach nicht fest genug an die eigenen Fähigkeiten glaubt.
Ist dass am Samstag deine Abifeier, wo du sie zum letzten Mal siehst?
Ich würde dir jedenfalls raten, dich nicht zu verstecken. Damit meine ich, dass du ihr nichts vormachen solltest (dass du total happy bist oder was auch immer). Wenn sie dich so gut kennt, dann wird sie vermutlich wissen, dass das nicht stimmt sondern nur gespielt ist. Was meinst du?
Das erinnert mich ein bisschen an meine eigene Abifeier...ich hatte da ein ähnliches Problem und hatte mir überlegt, dass ich einfach den Abend mit meiner Familie genießen und alle anderen um mich herum ignorieren würde. Und ich wollte auch für meine Eltern (die halt mit dabei waren) einen Abend einfach mit ihnen zusammen ein bisschen feiern (immerhin ist das Abi etwas das man durchaus feiern kann, ist ja keine Selbstverständlichkeit...) ohne dass ich mich von irgendwas würde runterziehen lassen. Ich wollte ihnen einen schönen Abend machen... Das hat letztenendes nicht ganz so geklappt wie ich es wollte. Es waren zuviele Erinnerungen um mich herum und zuviel ungesagte Worte um sie komplett zu ignorieren... Aber ich hab es geschafft, nicht durchzudrehen. Ich war nett zu allen, die nett zu mir waren, aber ich war auch die ganze Zeit unverbindlich ihnen gegenüber. Irgendwann an dem Abend war ich kurz davor loszuheulen, weil es mir doch alles zuviel wurde... da bin ich dann auf Toilette und hab da 15 min gesessen und mir überlegt, wie stolz meine Ma war mich zu begleiten und dass wir an dem Abend noch zusammen essen gehen würden und wie sehr ich mich generell meinen Eltern verbunden fühle. Das hat geholfen und ich bin wieder raus und war weiter nett und höflich zu allen.
Kein perfekter Abend, aber ich war danach fast ein bisschen stolz auf mich...
Gehst du mit deiner Mutter? Oder noch mit anderen Menschen, die dir wichtig sind? Wenn ja, vielleicht kannst du versuchen sie ein wenig mehr in den Mittelpunkt zu stellen...
Das ist echt nicht leicht (fand ich zumindest damals), aber es hat mir den Abend halbwegs gerettet
Ich vermute, dass es eine bestimmte Sorte Menschen abschreckt, wenn man sagt man hätte keine oder nur wenige Freunde... Aber ich hatte meist das Gefühl, dass das sowieso eher Menschen sind mit denen ich nicht so viel anfangen kann (die einfach generell nicht auf meiner Wellenlänge sind). Es kommt sehr darauf an ...
Tatsächlich habe ich manchmal sogar festgestellt, dass einige das erst recht neugierig gemacht hat und dass sie mich dann erst recht kennenlernen wollten. Frag mich nicht warum, aber ja...auch das kommt vor. Ich glaube das wichtigste ist es, dass du dich selber nicht deshalb fertig machst! Auch wenn du das Gefühl hast, dass du an allem schuld bist und ganz viel falsch gemacht hast... Und selbst wenn diese Gedanken nie komplett weggehen, vielleicht schaffst du es, dass sie mit den Jahren etwas leiser werden. Ich über das immer noch, weil ich es auch noch nicht kann und reelmäßig fertig gemacht werde von meinem eigenen Kopf...
Alles braucht seine Zeit (und die wichtigsten Dinge dauern am längsten).
Ich glaube du solltest mit deiner Therapeutin darüber reden. Es scheint im Moment jedenfalls das Thema zu sein, dass dich am meisten beschäftigt und das sollte ja das Thema sein an dem du auch in der Therapie arbeitest... Ich verstehe, was du meinst und das du davor etwas Angst hast aber vielleicht hilft es. Vielleicht fällt deiner Therapeutin genau der Anstoß ein den du brauchst um mit der ganzen Sache anders umzugehen... Ich weiß es nicht, aber es könnte einen Versuch wert sein. Und falls du dich doch nicht traust, ist das auch okay. Dann bist du vielleicht damit noch nicht so weit, weil es dir noch zu nahe geht. Jedenfalls hoffe ich, dass es morgen ein guter Termin wird, egal worum es geht
Was du über Grenzen schreibst, verstehe ich glaube ich. Vorallem den Teil über Kontrolle... das kann etwas sehr intensives in einer Beziehung oder Freundschaft sein und sehr viel von der Nähe ausmachen, die man zum anderen spürt. Außerdem kann es dazu führen, dass man sich umsorgt und geborgen fühlt, wenn man weiß, dass jemand anderes "auf einen aufpasst". Kannst du dich noch daran erinnern, wann du angefangen hast nach diesen "unsichtbaren" Regeln zu leben? Und hast du schonmal ganz bewusst welche davon übertreten?
Bei mir ist es manchmal so, dass ich irgendwann zuviel bekomme von diesen Grenzen und Konventionen... und dann bekomme ich meine verrückten 10 Minuten und mache den größten Müll bis es wieder geht und ich wieder "normal" bin. Damit hab ich einigen Leuten schon richtig wehgetan und einiges kaputt gemacht, aber es passiert dann einfach...
Abschließend noch eine Idee, weil du meintest, dass manchmal in Gesprächen komische Situationen auftauchen, weil du nicht schnell genug reagieren kannst. Der Vorschlag ist ziemlich gewagt und wenn es dir zu unangenehm ist, kann ich das total nachvollziehen...(ich hab es selber noch nie hinbekommen, aber meine Therapeutin hat mir das mal epfohlen, ich geb es jetzt mal einfach weiter)... Du sagst einfach, dass du es sehr zu schätzen weißt, was der andere dir erzählt hat - vorallem wenn es was persönliches war - aber dass du eine Weile brauchst um darüber nachzudenken und es zu verarbeiten, damit du wirklich was sinnvolles zur Situation beitragen und deine Meinung sagen kannst ...
Ja, das lass ich mal so stehen
Ist halt doch eher die fortgeschrittene Stufe. Aber wer weiß, vielleicht kannst du damit mehr anfangen als ich.
Ich wünsche dir einen wunderbaren Tag morgen und eine sonnige Woche
Alles Liebe und eine Umarmung für dich
Lucy
"Trust, Love, Acceptance... I'm working on it"