von Joyce » Sa. 25.07.2015, 02:27
Die Realität sieht für mich so aus, dass mein Körper mich nicht sonderlich mag. Das ist okay. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber trotz dem müssen wir nunmal miteinander auskommen. Und ich habe mir die letzten Jahre verdammt viel Mühe gegeben ihn ein bisschen mehr zu mögen und auch ein bisschen mehr auf ihn acht zu geben. Aber dankt er mir? Nein. Dieser egoistische Klops weigert sich strikt mal gesund zu sein. Da fällt’s einem gleich wieder schwerer mit dem mögen.
Die Realität sieht so aus, dass ich eine, sagen wir, akzeptable Kindheit hatte (yeah!), mein Leben aus externen Gründen ein wenig beschissen wurde (buuuh!), ich es mir dann selber noch beschissener gemacht habe (selbst schuld, weiß ich auch, danke) und nun seit verdammt zu vielen Jahren versuche das Alles wieder in halbwegs akzeptable Bahnen zu bringen. Aber nein, das ist mir natürlich nicht vergönnt. Ich reiße mir den Arsch auf und arbeite mich durch den ganzen Müll den ich produziert habe, der mir an den Kopf geworfen wurde oder einfach ungebetener Weise auf mich herabgefallen ist und was kommt letztendlich dabei rum? Noch mehr Müll. (Ich bitte an dieser Stelle um Verzeihung für meine Ausdrucksweise.)
Aber was zur Hölle soll ich bitte davon halten wenn die imaginären Dialoge zwischen mir und meinem Leben meistens so aussehen:
"Yeah, ich habe endlich meine Ausbildung geschafft und kann in einem Beruf arbeiten den ich toll finde und nach Jahren der Therapie bin ich mal halbwegs in akzeptablem Zustand"
"Super, Bandscheibenvorfall gefällig? Hier, bitte sehr, hab Spaß damit!"
"Na gut, wenn ich den Beruf so wohl schlecht ausüben kann studiere ich halt jetzzt, anstatt erstmal etwas zu arbeiten."
"Ja, netter Versuch aber ich glaube das wäre ein sehr guter Zeitpunkt um deine Mutter sterben zu lassen udn wegen dem Studium.. Schaun wir mal.. Ah, wir könnte sie dir einfach einan riesen Haufen Schulden vererben lassen so dass du all' dein für's Studium gespartes Geld aufbringen musst um das abzufangen. Und nein, ausschlagen is' nicht, sonst verliert dein Vater sein Haus und du weißt doch, der hat sonst nix"
"Okay, okay, dann muss das anders laufen, wird schon irgend wie. Noch bin ich optimistisch. Mir geht's zwar beschissen wie schon lange nicht mehr aber wird schon!"
"Was hältst du davon wenn sich deine Familie noch aufs Blut zerstreitet und zwei deiner eh nicht so zahlreichen Freunde viel zu weit weg ziehen?"
"Ja, danke, reicht"
"But wait, there's more"
"Nö, geh weg"
Und ehrlich gesagt fehlt mir auch die Motivation aus meinem Leben etwas tolles zu machen. Oder der Glaube daran dass das möglich ist. Oder beides. Wahrscheinlich beides. Eine tolle Eigenschaft an mir? Ich kann mittelmäßig viele tolle Sachen mittelmäßig gut! Das ist doch mal was. Eigentlich ist diese Liste sogar relativ lang. Aber eine Sache steht nicht darauf. Nämlich mittelmäßig sein. Recht paradox, meiner Meinung nach. Ich bin mittemäßig begabt in sehr vielen Dingen aber überdurchschnittlich schlecht darin mittelmäßig an sich zu sein. Und ich wäre es so gerne. Ich wäre so gerne unglaublich langweilig, mit einem unglaublich langweiligen Leben und unglaublich unintelligent. Aber so ist das nunmal nicht.
Die Realität sieht so aus, dass ich das Gefühl habe dass jedes Mal wenn ich auch nur ansatzweise etwas Nettes erreicht habe sie den Holzhammer rausholt und mir ordentlich einen drüberzieht. Das macht man eine Weile mit aber irgend wann reicht’s einem dann auch. Das war auch der Grund weshalb ich mir an einem Punkt in meinem Leben mal gesagt habe „Ich lehne die Realität ab und ersetze sie durch die meine!“, was allerdings auch nur begrenzt erfolgreich war und die lästigen Begleiterscheinungen längerer Besuche in Krankenhäusern ohne Fenstergriffe dafür allerdings mit großem Garten mit sich brachte.
Die Realität sieht so aus dass Leute sterben. Ich mag das nicht. In den letzten 5 Jahren sind „mir“ 4 Leute gestorben. 4 Davon eindeutig sehr viele Jahre zu früh. Hallo? Was soll das? Tod? Bitte mal die Handbremse anziehen! Danke.
Und was denk‘ ich mir dazu? Nichts Gutes. Mir will dazu nichts Gutes einfallen. Wenn ich so unter Allem mal die Bilanz ziehe kommt dabei raus: Irgend etwas oder jemand mag mich gewaltig nicht. Das Leben hat etwas gegen mich. Ich bin nicht gut, ich soll nicht sein, was weiß ich. Das Universum hat mir eindeutig und auf manigfaltige Weise den Mittelfinger gezeigt. Und ehrlich gesagt war ich schon sehr oft an dem Punkt an dem ich mir gesagt habe „Weißt du was Universum? Da scheiß ich drauf, was du kannst kann ich auch“ und dem Leben einfach mal so die volle Breitseite zu geben, einfach mal aus Prinzip alles richtig machen, verdammt glücklich werden, ein unsäglich gutes Leben führen und auf dem Sterbebett denken „Dem hab ich’s gezeigt!“.
Aber dazu fehlt mir dann seltsamer Weise nach kurzer Zeit immer die Motivation.