Hallo.
(Kurzfassung grob umrissen: Ich habe Vertrauensprobleme mit der Therapeutin, sie verurteilt mich für meine Kaufsucht, sie macht mich oft nieder, zumindest kommt es so bei mir an, sie hat keine Diagnose gefunden, sie hat keinen Plan für die Therapie oder verrät ihn mir nicht, sie scheint mich nicht wirklich ernst zu nehmen, sie greift meine großen Probleme nicht auf, sie nimmt es sich heraus über Dinge zu urteilen, über die sie nichts sagen sollte und verunsichert mich dadurch.)
Seit einiger Zeit befinde ich mich nun in Psychotherapie. Warum? An machen Tagen geht's mir so gut, da weiß ich es nicht mehr, an anderen Tagen würde ich sagen "Wegen allem". Nun habe ich mir also Jemanden gesucht. Ich ging zu der Frau und begann irgendwie planlos zu erzählen, was mir wohl fehlt - das in Worte zu packen fällt mir enorm schwer.
Wir hatten 5 Sitzungen, in denen sie versuchte, eine Diagnose zu stellen - sie hat es nicht geschafft, hat mir am Ende eine "sonstige Belastungsstörung" oder ähnliches auf den Zettel geschrieben: gesagt hat sie mir das nicht, ich habe es ergooglet. Sie hat auch nie mehr darüber mit mir gesprochen, was ich erwartet hätte. Allerdings sagte sie mir, sie weiß nicht wirklich, was mir fehlt und hat nur irgendeine Diagnose für die Krankenkasse notiert... Toller Start.
Erwartet hatte ich eigentlich eher so den Ablauf: Ich geh da hin, wir erkunden gemeinsam, was los ist, sie macht vielleicht ein paar Tests, die spezifischere Diagnosen ausspucken (das hat meine frühere Jugendtherapeutin gemacht), stellt eine Diagnose, erklärt mir was das ist, wir schauen, ob noch was fehlt und dann erklärt sie mir, was und wie man dagegen vorgehen kann, damit es mir endlich besser geht. Ist das nicht der normale Weg? Das hätte mir jedenfalls viel mehr Sicherheit gegeben.
So, nun habe ich also eine schwammige Diagnose, die mich eher verunsichert. Einen Plan für die Therapie gibt es nicht.
Während der ersten 5 Sitzungen sprach ich mein Kaufproblem an, sehr kleinlaut, denn es ist mir unangenehm, dass ich offenbar kaufsüchtig bin. Als ich das ansprach kam nur in einem mehr als nur vorwurfsvollem Ton der Satz "Was, 300€ für Kosmetik? Wie viele Schulden haben Sie denn?!?!" - keine, davon war nie die Rede, aber sie hat mich sofort verurteilt und das tat extrem weh. Ja, ich gebe irrsinnig viel Geld für Quatsch aus, ich weiß, wie dumm und unnütz das ist. Und trotzdem tue ich es - ich kann nicht anders. Ich bin süchtig. Das war wieder eine Situation, in der ich mich extrem unwohl fühlte. Nach der Stunde Therapie saß ich 30 Minuten im Treppenhaus und weinte, da ich damit nicht klar kam. Ich wollte nur akzeptiert werden, nicht verurteilt.
Kurz nach der schwammigen Diagnose folgten 4 Wochen Therapiepause, unfreiwillig: die Praxis zog um, es gab eine Havarie im Gebäude, die Therapeutin hatte Privat einen Zwischenfall und sagte ab und dann war ich im Urlaub. Nun kam ich letzte Woche nach 4 Wochen Pause wieder zu ihr. An dem Tag ging es mir nicht so gut, da ich eine negative Erfahrung im Praktikum hatte, das ich gerade mache. Sie hängte sich nur daran auf und wir sprachen über nichts anderes (Es ging darum, dass ich in einer Kita arbeite und da ein kleines Kind, ca. 2 Jahre, 1 Stunde lang auf mir lag und Rotz und Wasser weinte und sich partout nicht beruhigen ließ - die Erzieher halfen mir dabei nicht und ich war heillos überfordert).
Immer wenn ich bei der Therapeutin bin, traue ich mich auch gar nicht zu sagen, dass auch andere Probleme angesprochen werden müssten. Ich hatte letzten Monat Schulden durch mein Kaufverhalten, ich habe eine schwere belastete Beziehung zu meinen Eltern etc... Aber ich schaffe es nicht was zu sagen. Die Frau putzt mich irgendwie immer runter, die ist meiner Meinung nach völlig empathielos. Wenn es mir nicht gut geht sagt sie immer "Sie haben eben zu viel erwartet, sie sind immer selbst Schuld, dass es ihnen schlecht geht" - Ja, ich bin sicher selbst Schuld, dass ich in früher Kindheit sexuellen Missbrauch erfahren musste, welcher mein gesamtes Leben unbewusst geprägt hat. Danke!
Zum Abschluss der Sitzung schoss sie dann den Vogel ab: "Ich kann es nicht durch die Blume sagen, also sage ich es direkt: Der Rock ist zu kurz für sie, es ist peinlich, wie sie herumlaufen. Bitten gehen sie so nicht in die Uni, damit machen sie sich zum Gespött". Mein Rock ist fast knielang und ich trage immer eine blickdichte Leggins drunter - aber diese Frau nimmt es sich heraus, mich zu verurteilen und meinen Stil zu beleidigen. Einfach so. Sie verunsichert mich, obwohl sie eigentlich (wenn sie zugehört hat) wissen sollte, dass ich ein schwaches Selbstbild habe... Es steht ihr nicht zu, das zu sagen. Ansonsten würde ich ihr auch sagen, dass ihr Permanent-Makeup furchtbar peinlich ist und sie sehr unvorteilhaft aussehen lässt - aber ich sage es ihr nicht, denn es ist ihr Gesicht und das kann sie anmalen lassen wie sie will. Es muss ihr gefallen, auch wenn es alle anderen Menschen hässlich und peinlich finden...
Ach und das letzte, was mir einfällt: Ich hatte eine "Hausaufgabe". Schreibe eine Liste mit 30 Dingen, die du gern tust. Nachdem ich dafür mehrere Tage scharf überlegt habe und sie irgendwie fertig bekam, wurde sie gar nicht mehr angesprochen. Wofür genau habe ich das gemacht? Mir fehlt hier die Konsequenz der Therapie...
Ich weiß ehrlich nicht, was ich tun soll. Sie hat schon recht damit, dass ich immer zu viel erwarte und das eines meiner Probleme ist. Aber ich weiß nicht, ob ich mit ihrer Art dauerhaft klar kommen kann, ob sie mir helfen kann oder mich nur mehr kaputt macht, da sie offenbar weder eine Diagnose noch einen Plan für die Therapie hat...
Ich werde diese Woche nochmal hingehen und mich dann wohl entscheiden, was ich weiter mache.
Wie läuft es denn ab, wenn man eine Therapie abbricht? Und habe ich überhaupt eine Chance, etwas besseres zu finden? Ich Weiß ja nicht, vielleicht ist es einfach so, dass ich nicht "krank" bin und man keine Diagnose finden kann, aber mir kommt das nicht so vor. Und meinem Umfeld auch nicht.
Mein größter Wunsch ist es gerade, dass ich einen netten neuen Therapeuten finde, der mich versteht, nicht verurteilt und beleidigt, der eine Diagnose finden kann und mit mir zusammen einen Plan schmiedet, wie wir das Problem angehen wollen... Jemand, der mich an die Hand nimmt und unterstützt, der Fortschritte würdigt und dann den nächsten Schritt erklärt...
So, Roman Ende. Vielleicht kann mir Jemand helfen... Danke schonmal