Meine Mutter musste kürzlich ins Krankenhaus wg. einem kleinen Schlaganfall. Seit sie wieder daheim ist, möchte sie sich intensiv auf den Tod vorbereiten durch noch mehr Rosenkranz beten, Krankenkommunion und Krankensalbung.
Das alles ist ok für mich, solange ich nicht mit ihr beten muss.
Nun kam sie gestern zu mir nachdem sie die Krankensalbung erhalten hatte und verkündete mir das freudig. Aber es gab noch einen Nachschlag. "Du bist jetzt noch mein einziges Sorgenkind". Ich fragte wieso ich das sei. Sie sagte, "wegen der Kirche". Ich sagte ihr dann, dass ich darüber nicht mit ihr spreche.
Hintergrund ist der, dass ich vor 15 Jahren aus der Kirche ausgetreten bin. Damals wusste ich es nicht besser, sonst hätte ich meinen Mund gehalten. Ich wuchs in einem extrem katholischen Haushalt auf. Mit Gott kann man ja auch gut erziehen, denn der sieht ja alles. Also kurz und gut, damals ging es mir nur um die Amtskirche, von der ich nichts halte, da sie meiner Meinung nach ein Machtapparat wie alle großen Konzerne ist.
Heute bin ich einen Schritt weiter - ich glaube nicht an Gott, bin also Aheist(in). Das weiß meine Mutter aber nicht, oder will es nicht wissen. Da meine Mutter gesundheitlich sehr angeschlagen ist, will ich sie nun nicht mehr so sehr belasten (ich will einfach nicht schon wieder schuld sein) Ich kann mit ihr nicht über Glaube/nicht-Glaube reden. Keine von uns beiden hätte was davon, denn Glauben/nicht-Glauben ist nicht diskutabel.
Trotzdem ist es für meine Mutter wahrscheinlich schlimm, dass ihr Nesthäkchen, die leider auch das Lieblingskind zugleich aber auch Sorgenkind war, vom rechten Weg abgekommen ist.
Aber ich will mich nicht mehr verbiegen. Sie wird rein statistisch gesehen, vor mir gehen. Ich habe mein Leben hier auf der Erde auch nach ihrem Tod. Es käme mir einfach nicht richtig vor, nur damit sie ihren Seelenfrieden hat, zu lügen.
Es ist schwierig und ich muss einen Weg finden, damit umzugehen. Eine große Herausforderung, die mich auch nach erfolgreichen Therapien immer wieder zurückwirft. Zumal sie mir schon immer gesagt hat dass ich ihr Sorgenkind bin. (Vielleicht schreibe ich später mal, warum das so ist) Ich komme mir heute noch vor wie das schwarze Schaf und werde es auch über ihren Tod hinaus bleiben, bis ich dann abtrete. Ich könnte heute echt glücklich sein, aber das Recht spricht sie mir ab, glücklich sein kann an in ihren Augen nur durch Gott