von Berserk » Mo. 29.01.2007, 22:48
Hier mal die Einleitung zu ner Story, die ich eigentlich mal schreiben wollte...mehr ist noch nicht fertig:
Lange noch hallte der letzte Schlag der Turmuhr in den dunklen, nebligen Gassen Londons nach. Es waren insgesamt 12 Schläge gewesen. Nichts außergewöhnliches, das passierte schließlich jeden Tag. Nur war diese Nact nicht gewöhnlich. Es war die Nacht vor dem 1. November. Samhain, die Nacht der Toten. Heute war die Wand zwischen der Welt der Menschen und jener der Toten am dünnsten. Es war der Zeitpunkt, an dem viele der verdammten Seelen diese Welt heimsuchen und ihrem Hass auf alles Leben freien Lauf lassen konnten.
Helen genoss die Stille, die sich wie ein Mantel über die Stadt legte. Anders als die meisten anderen machte sie sich nicht viel aus dem ganzen Aufwand, der um Helloween betrieben wurde. Als Hexe wusste sie, was diese Nacht bedeutete. Es war der Moment, Sheera einen Besuch abzustatten.
Sheera, oder von vielen aufgrund der Glocken und dem heiteren Lachen, dass ertönte wenn sie in der Nähe war, auch Tincabell genannt, war eine jener verdammten Seelen, denen selbst der Zutritt ins Totenreich verweigert wurde. Kaum ein anderes Wesen war bekannter dafür, seine Opfer grausamer zu behandeln. Viele der anderen Verdammten fürchteten sie, daher war sie sowas wie ihre Anführerin geworden. Nur sehr wenige kannten ihren wahren Namen, und wussten um ihr dunkles Geheimnis. Helen war eine von diesen Auserwählten.
„So alleine unterwegs in dieser kalten Nacht, meine liebe Helen?“ Die Stimme, so süß, und doch mit einem so verbitterten Klang, dass sich einem die Haare an den Armen aufstellten, durchschnitt die Stille, wie eine Klinge durch Fleisch schneidet.
„Was willst du, Nehilia?“, entgegnete die Hexe kalt. „Bist du auf der Suche nach neuen Opfern? Dann bist du bei mir falsch. Ich bin dir überlegen.“
„Warum so feindselig, Hexe?“, flüsterte die andere Frau, während sie aus den Schatten hervortragt. Sie war etwa mittelgroß, hatte lange, schwarze Haare, schwarz geschminkte Lippen, die durch ihre fast weiße Haut noch dunkler wirkten, und einen geschmeidigen, verführerischen Körper, den sie nur unter schwarzem Leder und Seide verborgen hielt. Sie wäre der Traum eines jeden Mannes gewesen, wenn da nicht eine Kleinigkeit gewesen wäre, die den Traum schnell zum Alptraum werden lassen würde: Nehilia war ein Wesen der Nacht. Eine Blutsaugerin. Eine Vampirin.
Alleine vom Aussehen her waren die beiden Frauen wie Feuer und Eis. Helen war kleiner, hatte dichtes, feuerrotes Haar und eine dunklere Haut. Sie kleidete sich meist in eng anliegende, rote Kleidung, und an ihrer rechten Hand prangte stets ihr Silberring mit dem Rubin, der zu ihrem Markenzeichen geworden war. Es war klar, welches Element sie bevorzugte.
„Ich habe dich etwas gefragt. Es ist nicht gerade höflich von dir, sich so zu verhalten“, flüsterte Nehilia.
„Das geht dich nichts an, Blutsauger. Geh mir aus dem Weg!“, herrschte die Hexe sie an. Sie wollte gerade weitergehen, als plötzlich ein Schatten neben ihr auftauchte und sie etwas silbrig glänzendes vor ihren Augen sah. Ihr war klar, dass sie gerade ernsthafte Probleme bekommen hatte, denn der silberne Gegenstand war ein Dolch. Genauer gesagt, Nehilias Dolch. Die Vampirin war blitzschnell von ihrer Position hinter Helen gehechtet und hielt ihr nun ihre Waffe an die Kehle.
„Es ist nicht klug, mich so zu behandeln. Selbst du in deiner maßlosen Arroganz müsstest das langsam kapieren.“, zischte sie in das Ohr ihres Opfers. „Ich weiß, dass du auf den Weg zu Tincabell bist. Sie ist es, an der ich interessiert bin, nicht ein wertloses Wesen wie du.“
Die Offenbarung, dass die mächtige Herrin der Verdammten das Ziel der Vampirin war, überrumpelte Helen so sehr, dass sie nicht einmal den Hass bemerkte, der in Nehilias Stimme mitschwang. „Was....was willst du jetzt also von mir?“, fragte sie, immer noch verwirrt. „Du wirst mich zu ihr bringen. Jetzt.“ Ohne ein Wort der Widerrede setzte Helen ihren Weg durch die Nacht fort. Nur war sie jetzt nicht mehr alleine. Wahrscheinlich war sie das die ganze Zeit über schon nicht gewesen. Schweigend näherten die beiden sich Sheeras Versteck.
Irgendwo in der Ferne schnitt ein Rabenschrei durch die Nacht......