hi luna,
spät - doch nicht wieder zu spät - um diesmal Deinen Thread vor dem Canceln noch zu lesen. Das wäre inzwischen freilich zu spät den hier wieder raushaben zu wollen ...
Da kann ich Dir im Grunde keine Hilfe sein, weil es mir ganz genauso geht, nur ist meine Angst etwas anders proportioniert: wo Du meinst, das Leben in vormaliger Besetzung nicht mehr bewältigen zu können, geht es mir jeden Tag so, indem ich nicht weiß, ob es mir gelingen würde, diesen überhaupt bewältigen zu können - dabei nicht suizidal! Ich nehme Medikamente dagegen.
Also: Nachdem mein Vater schon beizeiten gestorben war und ich erst nach langer Zeit dann merkte, daß man - trotz allem - tausend Sachen nicht gemacht, tausend Fragen nicht gefragt hatte, ist es jetzt (was sonst) meine Mutter, zu der ich eine starke Bindung habe, wo ich - solchermaßen schon fast hysterisch - immer frage, ob ich in ihrer letzten Stunde werde bei ihr sein können? Und was kommt danach?
Diesen Gedanken auf andere Familienangehörigen (verlustsmäßig) auszudehnen bin ich noch gar nicht gekommen; erst kürzlich war ein Mitschüler meiner Tochter dem Krebs erlegen und ich mußte den anschließenden Niedergang der Familie mit ansehen. Den Vater trifft man noch, selten, manchmal ein Enkelkind an der Hand. Er, hier sehr spät noch mal Vater geworden, ist um 20 Jahre gealtert; ... immer wird er dabei doch an seinen eigenen kleinen Sohn denken. Die Mutter hat man nie wieder hier gesehen, sie soll schwer depressiv geworden sein.
Muß heulen ...
Die Angst, alleingelassen zu werden, ist sicherlich auch sehr hinderlich bei den verschiedensten Aktivitäten, der eigenen wie der gemeinsamen. Vielleicht, wenn Du Dir ein Repertoire für diesen Fall (mental) zurechtlegst, einen "Kriseneinsatzplan", einen "Plan danach", so daß Du nachher nicht plötzlich vor einem Scherbenhaufen stehst.
Die gleiche Sache würde Millionen Menschen nicht aus der Bahn werfen, was kein Trost sein kann für die, die eben gerade nicht zum Alltag übergehen können. Letztere haben durch besonders schmerzhafte Traumen eine paralysierte Sicht auf die Dinge entwickelt, und dann löst so ein Verlust natürlich einen Zusammenbruch aus.
Mit dieser Verlustangst wird das Leben zur täglichen Qual, die man sich aber immer auch lediglich selbst auferlegt. Die Konstellation installieren wir nicht selbst. Andererseits wissen wir: Nichts dauert ewig. Und so kommt es eben darauf an, jederzeit voll ins Leben zu greifen und sich zu freuen, daß man es auch mal gut getroffen hat. Jeden Tag einen großen Löffel voll zu nehmen, sich zu gönnen.
Ich weiß, daß Menschen tausendmal schwierigere Probleme haben durchmachen müssen - und alle, die Überlebenden, haben es geschafft, weil manchmal einfach keine Zeit war, sich die Entscheidungen zu durchdenken, in der größten Not nur Instinkt darüber entscheidet, wer überlebt.
Deine umfänglichen Ausführungen hier (wenn
ich das schon sage ... !) zeigen doch, daß Du die Lösung schon kennst, kennen könntest, wenn Du die einzelnen Sequenzen richtig zueinanderfügen würdest.
(Das folgende laß ich stehen, obwohl Caro genau das auch schon gesagt hatte, wie ich jetzt erst feststellte. - Vielleicht wirkt es ja dadurch doppelt auf Dich:)
Du könntest, da es so tief in Dir sitzt, eine Karte mit Fragen Dir anlegen, alle Deine skeptischen Fragen. Die nimmst Du Dir dann, wenn ein Problem sich ankündigen will (bald würdest Du sie auswendig können) und wenn alles "besprochen" ist, das Problem nicht droht, bei dieser Maßgabe weitere Probleme zu machen, dann legst Du sie aus der Hand und lebst die Situation. Schaufel Dir an guten Eindrücken ein dabei, soviel Du kannst! Und wenn im Laufe der Zeit einzelne Fragen gegenstandslos erscheinen, dann streiche sie durch aber schreibe keine neuen hin.
Aber Du brauchst auch eine Variante für den Notstand! Was willst Du tun, wenn es dann doch passiert? Da sind die Gründe für Angst in diesen Sinne ja weggebrochen. Was willst Du dann tun? Würde Dein Herz ausbluten? Aber, Du bewegst Dich ja noch ... !
Ich gehe jetzt mal auf den Inhalt weiter ein:
Luna hat geschrieben:Meine Ängste sind die, dass ich befürchte, dass er, wenn er schlechte Laune hat, sie meinetwegen hat oder dass ich es auf mich beziehen muss, da er keine Lust auf mich hat. Das ist für mich ja völlig unverständlich, also denke ich, dass es nicht sein kann und dass es ankündigt, dass ich verlassen werde.
Du bist, so schön Du innerlich und äußerlich bist, durch dieses Gebaren ein eher schwieriger Mensch, aber ich glaube, all das ist reparabel.
Hat Dich schon mal einer genau deswegen verlassen?
Ich achte auf jedes Wort und kann jedes, echt jedes so auslegen, dass es hinterher den Anschein hat, es wolle mir sagen, dass es aus ist.
Nein! Du verdrehst die Tatsachen damit, solange bis sie Dir in Deine Vorstellung passen. Was treibt Dich dazu, Deinen Intellekt auszuklammern? Du weißt doch selbst, was daran verkehrt ist. Und warum soll
gerade Dir kein kleines Glück beschieden sein?
Du hast es schon sehr schwer! (Daneben fütterst Du die Männerwelt mit schönsten Beispielen, für deren Vorurteil, daß Frauen beim Denken die Logik ausschalten würden.)
Und dieses hier:
Luna hat geschrieben:Also ist es schon so, dass ich mein Verhalten so ausrichte, dass ich nicht so leicht enttäuscht werden kann.
... das ist doch nun wirklich eine Illusion. - Enttäuschungen kann kein Mensch von sich fernhalten. Aber Du beschneidest mit Deinem resultierenden Verhalten Dir jegliche Erfüllung!
Nun hast Du in diesem Beitrag wohl die Situation präzise beschrieben, doch ansonsten scheinst Du immer nur nach Entschuldigung zu suchen (nicht als Vorwurf gemeint). Wer will es denn einem kleinen Mädchen verwehren, aufgeregt auf seine Mutter zu warten, sich zu sorgen? Das sagt mir, daß es eine starke Bindung an das große Vorbild gegeben hat, die mindestens nicht in gleichem Maße erwidert wurde.
Du schreibst, sie (war) der Mittelpunkt Deines Lebens, aber hat sie ihre Wärme auch gleichermaßen an alle anderen Familienangehörigen abgegeben? Soweit ich das überblicke löste - irgendwann einmal, Du würdest Dich dran erinnern (!), wenn es innerhalb Dir bewußter Vergangenheit lag, ansonsten müssen wir Sigmund Freud glauben, der solches in frühester Kindheit suchte - ein besonders traumatisches Ereignis diese Entwicklung eines solchen Fehlverhaltens aus.
Also rede mit Deiner Mutter! Ich nehme an, daß Du über dieses Problem noch nie mit ihr so wirklich offen geredet hast wie jetzt hier. (In mein Modell würde solches nicht passen.) Frage sie, wenn es da irgendwelche Geheimnisse oder Fehler gegeben hat, ob sie lieber ein fröhliches Kind hätte, als ein verstörtes.
Zu der Sache mit dem Freund und dem Kino, was daran normal wäre: Du hast Dich selber voll in die Ecke stellen lassen. Das zeigt auch, daß er in seinem Freundeskreis, dich - nun ja - nicht gerade lobpreist; Dich jedenfalls nicht als seine Eroberung eingeführt hat. Stelle Dir die Situation später vor, angenommen, Ihr lebtet schon eine Zeitlang zusammen, und dann käme ein Freund: Da wird doch die "Hausfrau" von sich aus den Gast hofieren, ihm "schöne Augen" machen, daß es ihn fast zerreißt vor Eifersucht.
Aber auch so hast Du vermutlich nicht mindestens das gleiche Interesse jenem Freund entgegengebracht wie er. Was soll das? Du sollst Dich ja nicht bei dem Freund auf den Schoß setzen. Anders wäre es möglich, daß Du bei Deinem Freund sitzen würdest, frei nach dem Motto: Das ist jetzt meiner und alles von nun an nur mit mir! Du mußt dabeibleiben bis zum Schluß! Hast Du denn keine eigene Meinung? Dies freilich bezogen auf diese Situation. Du darfst ihn weder von seinen Freunden abzubringen versuchen, noch ihn als Hanswurst erscheinen lassen, und schon gar nicht rasend eifersüchtig machen. Aber Du darfst genausowenig Dich als Stück Inventar betrachten lassen.
Wenn er dann seine Freunde woanders trifft, kann es ja wieder anders herum sein und er sich großtun, erzählen, wie Du ihm aus der Hand frißt. Er muß nicht, bloß weil Du an ihn eben geraten bist, der charmanteste, charakterfeste Junge sein, gleich ein guter also. Nur rät man Dir (Euch) zu einer Aussprache, würdest Du wahrscheinlich jedes Ergebnis wieder paralysiert betrachten, bis es ihn endlich nerven würde. Ohne daß Du entschlossen auf eine Änderung Deiner Blockaden hinarbeitest, wirst Du dabei nicht froh werden können!
Können wir also konstatieren: Du mußt Deine Einstellung zu den Dingen ändern (und zwar gründlich, wenn Du damit im weiteren klarkommen willst), den Ängsten so die Nahrung entziehen. Die nötigen Einsichten hast Du bereits.
Jedenfalls war es sehr mutig von Dir, daß Du uns all das gesagt hast; ich weiß nicht, ob ich das in dieser Konsequenz, in gleicher Offenheit auch gekonnt hätte.
Und das noch: Wenn Du verarscht würdest und das zunächst nicht bemerktest ... dann lacht neben allen anderen noch einer. Und das bist hoffentlich dann Du!
Als letztes: Dies hier, und was all die anderen hierzu nun schon gesagt haben, handelt von den Maßnahmen (an Verhaltensänderung), die Du selbst bewirken könntest, wenn Du es dann könntest und wolltest. Glaubst Du nicht selbst fest an einen Erfolg, und auch er kann nicht helfen, dann freilich ist eine therapeutische Behandlung Deiner Ängste angezeigt. Ich denke, das wirst Du wissen.
Alles Gute dafür, -ce-