@ Stern und @Sun

Psychische Störungen und Krankheiten - Forum für Psychos ;-)

Geschrieben von Myrddin am 22. Oktober 2002 13:28:01:

Als Antwort auf: Re: hm... @ Sina geschrieben von sun am 22. Oktober 2002 09:42:59:

Hi Stern, hi Sun!

ich finde du hast damit sehr recht: du darfst nicht ganz darauf verzichten einfluss auf dein leben zu behalten ... und nur du selbst weisst wie es in dir aussieht und nur du allein kannst daher gute entscheidungen bzgl. der medis treffen ...>/i>

Tja, das klingt jetzt so, als hätte ich geraten, Stern solle sich quasi entmündigen lassen und nur noch ihren Arzt entscheiden lassen. So meinte ich das natürlich nicht. Natürlich ist es schwer, da den richtigen Weg zu finden. Es ist nur so: Wenn ich zum Arzt gehe und ihmnicht vertrau, dass er mir die richtigen Medis verschreibt und deshalb die Einnahme dieser Medis ablehne - warum gehe ich dann hin? Klar, ich gebe zu, sie nimmt ja Medis, lehnt nur die hohen Dosen ab, die ihr Arzt ihr gerne verschreiben würde. Aber das macht er doch nicht grundlos. Wenn sie denkt, er tut das, weil er ihr helfen will - dann sollte sie die medis nehmen. Wenn sie denkt, er tut es, weil er Geld von der Pharmaindustrie dafür bekommt und folglich eigene Interessen verfolgt und nicht ihre - dann sollte sie den Arzt wechseln. Aber auch, wenn sie sich am besten kennt (Fiese Frage: Wie gut kennst Du Dich im Moment, Stern? Hast Du das Gefühl, Dich gut zu kennen?) - der Arzt hat das medizinische Wissen und die Erfahrung, die bei einer Entscheidung über die medikamentöse behandlung notwendig ist. Sicher, es gibt einige Fälle, in denen es richtig war, wenn Patienten sich gegen den Rat ihres Arztes gestellt haben und verschriebene medis nicht genommen haben. Aber ich bin überzeugt (obwohl ich zugegeben keine Beweise dafür habe), dass es ungleich mehr Fälle gibt, in denen es schädlich für die Patienten war, wenn sie sich gegen die Empfehlung des Arztes gewehrt haben. Ich bin eigentlich gar kein Fan davon, gegen jedes Zipperlein Pillen zu schlucken und Menschen mit Medis vollzupumpen. Aber gerade in der Situation, in der das Wollen nicht ausreicht, halte ich die richtige Medikation für dringend notwendig.

musst dich aber auch ein bisschen schlau machen welche medis wie wirken und was fuer nebenwirkungen in kauf zu nehmen sind. vetrauen zu aerzten ist sicherlich notwendig aber (zumindest) ich will doch immer das gefuehl behalten dass ich selbst fuer mein leben verantwortlich bin.

Wenn ich ehrlich bin, bezweifle ich, dass man als Laie sich genug Fachwissen anlesen kann, um das abschließend beurteilen zu können. Ich mache und versuche es auch, aber eher zur Absicherung, nicht, um selbst eine eigene Entscheidung über die richtige Dosis zu treffen (zumal gerade bei der Frage der Dosierung die Erfahrung des Arztes unabfdingbar ist). Sicher ist wichtig, die Nebenwirkungen zu kontrollieren, allein schon wegen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, von denen man dem Arzt eventuell (absichtlich oder versehentlich) nichts gesagt hat, aber auch wegen persönlicher Vorbelastungen, die der Arzt nicht kennen kann. Aber wie gesagt, was die richtige Dosis angeht, da ist Erfahrung soviel wichtiger als alles, was man selber irgendwo lesen kann, da sollte man nur in Ausnahmesituationen Veto einlegen. Erst recht, wenn es einem so schlecht geht, wie Stern gerade (tut mir leid, Stern, dass ich das so formulieren und Du hast natürlich auch weiterhin die Möglichkeit, selbst das letzte Wort in Anspruch zu nehmen. Aber Du solltest wissen, dass das den Erfolg der Therapie ernsthaft gefährden kann...) Und die Verantwortung für mein Leben trage ich allein schon dadurch, dass ich mich entscheide, zu diesem Arzt zu gehen und ihm zu vertrauen oder, falls ich ihm nicht vertraue, den Arzt zu wechseln. Das halte ich für eine sinnvollere Form der Selbstbestimmung, als selbst über fachliche Dinge, wie die Dosis zu entscheiden (was ich, wie gesagt, in Ausnahmesituationen befürworte, aber nur da - wobei natürlich das die Frage aufwirft, wann eine Ausnahmesituation vorliegt...)

und wenn du deinem arzt nicht alles sagen kannst dann ist das nicht dein problem sondern das deines arztes, sag ihm halt einfach dass du nicht volles vertrauen zu ihm hast er muss ja dann irgendwie reagieren.

Das stimmt so nicht ganz - es ist vor allem mein Problem, wenn ich dem Arzt nicht alles sage. Denn ich gehe zum Arzt, damit der mir hilft - und das kann er nur, wenn er weiß, was los ist. Je weniger er weiß umso weniger kann er beurteilen, was ich brauche (Stichwort Medikation und Dosis). Wenn ich also Verantwortung für mein Leben zeigen möchte, sollt eich das als erstes tun, indem ich dem Arzt soviel wie möglich über mich, meine Situation und meine Krankheit sage - vorher kann er gar nicht entscheiden, welche Medikamente und welche Dosis richtig sind. Natürlich verstehe ich vollkommen, dass es manchmal schwer ist, über die eigenen Probleme zu reden. Gerade bei psychischen Problemen ist es ja oft auch symptomatisch, dass man nicht drüber reden kann, sei es aus Angst, aus Scham oder aus anderen Gründen. Aber dann sollte man andere Möglichkeiten finden. Es vorher aufschreiben, Postings ausdrucken, Chat.Logs, in denen man über die probleme geschrieben hat, ausdrucken (zumindest den fraglichen Teil) o.ä. Sicherlich ist es bis zu einem gewissen Teil auch Aufgabe des Arztes, einem zu helfen, die richtigen Worte zu finden. Aber gerade, wenn es nicht der Psychotherapeut, sondern der neurologe ist, geht das nur in einem bestimmten Maße. Der Arzt hat nicht unbegrenzt Zeit. Im gegensatz zum Psychothera, der meist 50 Minuten zeit für einen hat und den nächsten Patienten erst nach 60 Minuten dran nehmen muss, rechenen die meisten Ärzte mit 5-10 Minuten Einheiten - wenn sie viel zeit haben. Weniger ist häufiger. Klar dauet es beim einen mal ne Viertelstunde, beim anderen nur 1 Minute, je nach Anliegen. Trotzdem hat der Arzt nicht unbegrenzt zeit. Und wenn ich reingehe und sage "Helfen Sie mir bei meinem Problem, ich kann Ihnen aber nicht sagen, was für ein Prob ich habe, weil ich nicht drüber reden kann" (Übertrieben formuliert) - was soll der Arzt dann machen? Wenn man dann auch noch sagt, bestimmte Dinge, nach denen er fragt, wären in Ordnung, obwohl sie es nicht sind, was soll er dann tun??? Klar, wenn man ihm sagt, man könne sich ihm, warum auch immer, nicht anvetrauen, ist das ein Anfang. Aber letztlich muss man ihm schon irgendetwas sagen, da kein Arzt gedanken lesen kann und sich Psychische Probleme auch nicht an der Herzfrequenz, der Körpertemperatur oder von der Stirn ablesen lassen. Und dann ist die Gefahr einer Fehldiagnose um so größer. Wie gesagt, sicher muss der Arzt einem helfen - aber man muss auch schon selber was dazu beitragen und meiner Ansicht nach den größeren Teil... Wie gesagt, ich verstehe, dass es schwer ist - aber ich denke, es geht. Man muss Wege finden, herausfinden, welcher Weg der richtige für einen selber ist (und sich vielleicht auch mal selber überlsten) - aber ganz ohne eigenes zutun geht es nicht...

Natürlich ist es ein Problem, wenn Stern, wie sie oben schreibt, grundsätzlich ein Problem hat, zu vetrauen. Wen ich ehrlich bin, bin ich da im Moment auch überfragt und habe keinen guten Ratschalg auf lager, wie man mit der Situation umgehen kann. Denn ein gewisses Vertrauen (muss ja nicht ganz 100% sein, aber es sollte schon möglichst hoch sein) ist extrem wichtig.
Eine Möglichkeit wäre halt, mal zu einem anderen Arzt zu gehen (Ärztin?) und zu sehen, ob man da mehr Vertrauen aufbauen kann. Aber wenn man generell das Vertrauensproblem hat (sicherlich auch bedingt durch die permanent vorhandene Angst), ist das möglicherweise ein Tipp, der ins Leere läuft...

Ach Stern... ich hoffe auch sehr, dass Du Deinen Weg findest. Wünsch Dir alles, alles Liebe,

Dein Myrddin

P.S.: Und Sun, ich hoffe, Du nimmst mir meine Entgegnung nicht übel. Ich kann Deine Position verstehen und Du hast sicherlich auch nciht ganz unrecht, aber ich sehe es halt teilweise etwas anders. Sicherlich auch bedingt dadurch, dass ich nur mittelbar durch meine Freundin betroffen bin und solche Angstzustände oder Todessehnsucht nicht selber kenne (jedenfalls nicht in diesem Ausmaß) - da ist natprlich oft einfacher reden, als wenn man selberauch drinsteckt oder steckte und das alles viel besser nachvollziehen kann. Trotzdem denke ich, ist auch meine Position nicht ganz verkehrt (und manchmal ist es wichtig, Meinungen von außen zu hören) - aber wie gut meine Tipps umzusetzen sind, das kann ich natürlich nicht beurteilen...


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